Rezension

I Heart Hiroshima
Tuff Teef
Highlights: Lungs // Surgery // Punks // Throw That Metal
Genre: Indie
Sounds Like: At The Drive-In // The Go-Betweens // Sleater Kinney // No Age
VÖ: 14.11.2008

Was machte eigentlich At The Drive-In so unwiderstehlich? Die ungezügelte Aggression hatte einen großen Anteil, die Melodieführungen ebenso, aber war es das?
Des Weiteren: Was hat das mit I Heart Hiroshima aus Brisbane zu tun? Viel, denn deren Debüt „Tuff Teef“ erinnert in manchen Momenten gesanglich – schreiend – an AtDI, beeindruckt daneben aber insbesondere durch das melodiös-poppige Songwriter-Talent der drei Australier Susie Patten, Matthew Somers und Cameron Hawes.
Angriffslust und Wut einerseits, Melodik, Melancholie und Tragik andererseits machen aus „Tuff Teef“ eines der interessantesten, energiegeladenen Indierockalben des Jahres 2008 – obwohl es in der Bandheimat bereits im August 2007 erschien. Zwischen Pixies und AtDI, ebenso geschult am Alternative Marke Sleater Kinney, finden sich hier zwölf nahezu perfekte Hymnen. Sie zwischen diesen beiden Polen (Sleater Kinney und AtDI) zu verorten, folgt nicht nur aus dem Wechselspiel von weiblichen und männlichen Vocals, von Sprechgesang und Screams. Kombiniert mit zwei Gitarren und schleppend treibendem Schlagzeug entwickeln sich so vor allem „Lungs“, „Surgery“, „Punks“ und „Crime“ zu energetischen, den Hörer durch die Gegend schubsenden Ohrwürmern. Dagegen wirken „Teef“ und „Crook’d“ gelegentlich etwas gebremst und unschlüssig, wo die Reise (des jeweiligen Songs) hingehen soll. Ein Problem, mit dem weder das ungemein gelungene „Got Bones“ noch das umwerfende „Captain To Captain“ zu kämpfen haben. Neben diesen beiden Tracks verstört das verquere, multiple Songlinien sich kreuzen lassende „Throw That Metal“ fast, welches aber ebenso zu den Höhepunkten der „Tuff Teef“ gehört.
Wirklich kreativer Umgang mit dem Genre des (alternativen) Rock und seinen Gitarren fand 2008 sicherlich statt, doch erinnert sich der Schreiber an kaum etwas, das dann nicht eher Post-, Prog- oder Dancerock (aka Indietronic) gewesen wäre. Mudhoney und No Age stehen bisher doch eher allein da, Disco Doom kommen aus zentraleuropäischer Sicht noch hinzu. Insofern geben „I Heart Hiroshima“ mit „Tuff Teef“ – obwohl ursprünglich bereits aus 2007 – dem Jahr entweder einen versöhnlichen Ausklang oder machen Hoffnung auf 2009.
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