Rezension

I Am Poet

Cypress


Highlights: Protagonist // Flashing Lights // Shiver
Genre: Indie // Electro // Ambient
Sounds Like: The Notwist // Radiohead

VÖ: 18.11.2013

Von wegen Newcomer, die Mannheimer I Am Poet sind zwar erst dieses Jahr mit ihrem atmosphärischen Video zu „Shivers“ auf dem Radar vieler Blogs aufgetaucht, doch die Geschichte der Band reicht wie so oft sehr viel weiter zurück. Bereits 2009 hat Maximilian Hohenstatt damals noch alleine als „I Am Poet“ eine erste EP mit dem Titel „Phonological“ ins Netz gestellt. Inzwischen ist das Projekt zu einer vierköpfigen Band herangewachsen, die nun nach jahrelanger Arbeit mit „Cypress“ ihr Debüt vorlegt. Wie zu erwarten ist das Ergebnis alles andere als ein überhasteter Schnellschuss. Detailverliebt schichten I Am Poet die Tonspuren übereinander und schaffen mit ihren Songs eine dichte Atmosphäre, die einen schnell in ihren Bann zieht.

Es gibt viele Elemente auf „Cypress“, die man nach und nach für sich entdeckt. Sei es der strahlende Gitarreneinsatz von „Protagonist“ oder das kreisende Klaviermotiv von „Schizophrenic“, der Einstieg wird einem mit diesen starken ersten Songs wirklich leicht gemacht. Allerdings scheinen I Am Poet in der Mitte des Albums ein wenig den roten Faden zu verlieren. Wenig hilfreich ist dabei, dass Hohenstatts Gesang manchmal schon fast so wirkt, als ob der Kopf der Band zwanghaft vermeiden wolle, in irgendeiner Form pathetisch zu klingen und sich in den Vordergrund zu drängen. Daher kommt bei all den guten Ideen, die in den Songs stecken, manchmal ein wenig der Zusammenhang abhanden.

Und so ist der Vorbote „Shiver“ einer der stärksten Songs des Debütalbums von I Am Poet, weil die Sounds den Song tragen und auch zusammenhalten. Auf einmal ist da dann auch mehr als nur die Musik, Töne werden zu Farben, Klänge beginnen zu leuchten und zu funkeln. Ganz ohne Unruhe zu verbreiten, verdichten sich die hellen Glockenklänge zu einem gleichmäßigen Teppich, in dem alles Weitere sanft eingebettet wird. Auch im sich anschließenden Schlusstrack „Funeral“ kommt wieder eine Glocke zum Einsatz, diesmal ist es jedoch eine schwere Kirchenglocke, die zum Begräbnis läutet. So finster wie dieses Album endet, bleibt nur zu hoffen, dass I Am Poet sich nicht selbst zu Grabe tragen, denn wir wollen unbedingt wissen, wie das weiter geht mit dieser aufstrebenden Band.

Kilian Braungart

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Video zu "Shiver"

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