Glaubt man all den Gelehrten und Forschern dieser Welt, durchläuft Bewältigung von Trauer stets die gleichen Phasen: Schock, Leugnung, Wut, Akzeptanz, Ausblick und Aufbruch. Ob diese Thesen allgemein gültig sind oder nicht, weiß man wohl erst dann, wenn man selbst einmal über einen schlimmen Verlust hinweg kommen muss.

Auf dem neuen Album „Our Blood“ setzt sich der niederländische Songwriter Thijs Kuijken alias I Am Oak mit dem Verlust seines Vaters auseinander. Allerdings ist von Kuijkens sicherlich ersten Gefühlen wie Schock und Trauer auf „Our Blood“ wenig zu spüren. Das mittlerweile fünfte Album von I Am Oak beschäftigt sich also nicht mit den anfänglichen Phasen der Trauerbewältigung, vielmehr stehen die insgesamt zwölf Songs ganz im Zeichen des Neuanfangs. So vermittelt das Album fortdauernd fast schon etwas Positives und Lebensbejahendes und unterstreicht so die Thematik des Neuanfangs deutlich. Kuijken ist also sozusagen im Ausblick und Aufbruch angekommen und lässt beim Hörer somit eine hoffnungsvolle Grundstimmung zurück.

Musikalisch dagegen ist „Our Blood“ im Vergleich zu den bisherigen Alben von I Am Oak nicht wirklich ein Neubeginn. Immer noch bestimmt das harmonische, minimale Gitarrenspiel den Sound der Band, die vor allem von Kuijkens warmem Gesang getragen wird. Die sparsam gesetzten Melodien sind auch dieses Mal wieder von der für I Am Oak typischen Schlichtheit und Unaufgeregtheit geprägt, genauso wie von den schönen, mehrstimmigen Gesangsharmonien und der verträumten Melancholie, die die Musik von I Am Oak so besonders macht. Eine gewisse musikalische Abwechslung sucht man auch auf Album Nr. 5 vergebens, was jedoch absolut nichts Negatives ist.

So mag „Our Blood“ vor allem inhaltlich im Zeichen eines Neuanfangs stehen, musikalisch bleibt das neue Album dagegen gewohnt geprägt von wunderschön reduziertem, filigranem Indiefolk.

Benjamin Schneider

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