Rezension
Husten
Wohin Wir Drehen
Highlights: Wohin Wir Drehen // Ich Lauf Doch Schon So Schnell Ich Kann // Bad Karma Boy
Genre: Lo-Fi // Indie-Pop
Sounds Like: Gisbert zu Knyphausen // Die Höchste Eisenbahn // Locas In Love
VÖ: 24.04.2020
Zwei sind vielleicht noch kein Trend, aber die Zahl der Supergroups im deutschen Indie-Pop wächst. Die Höchste Eisenbahn um Francesco Wilking und Moritz Krämer haben sich längst als entspannt tanzbares Irgendwie-Retro-Ensemble etabliert, aber mit nun vier EPs in ebenso vielen Jahren und einer ersten ausverkauften Tour, die (noch) für dieses Jahr geplant ist, haben ihre Freunde von Husten schnell aufgeholt. Eigentlich wollten sie ein reines Studioprojekt bleiben, aber das Trio aus Moses Schneider, Der Dünne Mann und Gisbert zu Knyphausen dachte sich wohl, dass man spätestens mit „Wohin Wir Drehen“ gut einen Abend plus Zugaben füllen kann.
Und es werden sicher unterhaltsame Abende sein. Husten führen ihre Idee von Pop, der aber auch mal etwas lauter oder schneller schrammeln darf, weiter fort und setzen dabei mehr auf Abwechslung als auf einen roten Faden. Der Titeltrack der EP fällt gleich noch ein Stück weiter aus dem Rahmen und erinnert durch Bläser und Beats überraschenderweise an die House-Kapelle Meute oder LaBrassBandas „Tecno“-Versuch. Ein Portishead-eskes Sample und ein kleines bisschen Autotune auf Gisbert zu Knyphausens Gesang hätte kaum jemand erwartet, funktioniert aber besser als gedacht. Als Kontrast dazu könnte das fröhlich schwingende „Ich Lauf Doch Schon So Schnell Ich Kann“ auch von den zuvor erwähnten Die Höchste Eisenbahn stammen, was angesichts der Gemengelage von Beteiligten der beiden Bands nicht verwundert.
Husten bleiben bei allen Details und Spielereien sympathisch lo-fi: Mal blitzt ein bisschen „Sommertag“ von Gisberts Debüt durch („Bad Karma Boy“) oder es liegen Synth-Streicher und Radioknistern unter Bluesgitarren („Das Lehm“). Ein expliziter Hit wie „Liebe kaputt“ vom selbstbetitelten Debüt fehlt auf „Wohin Wir Drehen“ und die Texte wollen nicht richtig hängen bleiben, aber kurzweilig ist es auch so. Wo man sich vor ein paar Jahren vielleicht ein Album wünschte, darf man sich jetzt in regelmäßigem Abstand über fünf neue, gute Lieder freuen, ohne das eines davon zu viel wäre.
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