Schlechter Wortwitz im Bandnamen und dann geht es mit der neuen EP auch noch „ab in den Süden“. Doch keine Sorge, diese vier Jungs aus Minnesota tauchen hier nicht ohne Grund auf. Hippo Campus stehen für Popmusik abseits des Mainstreams, der die Gratwanderung zwischen verkopfter Selbstbeherrschung und quirliger Verspieltheit gelingt. Das Ergebnis sind Songs, die einen direkt aufhorchen lassen, ohne die Spannung zu verlieren.

Zwischen der zum Teil fast schon rauen Härte des Gesangs und sanftem Falsett, den mal schrammelnden und mal luftig tänzelnden Gitarren bewegt sich das Spektrum von Hippo Campus, denen auf ihrer zweiten EP wieder ein bisschen der rote Faden fehlt. Aber sind EPs nicht irgendwie genau dafür gemacht? Ausgelassene Spielereien und Experimente, ein Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Genres, die Suche nach dem eigenen Sound, all das darf sich eine so junge Band wie Hippo Campus gerne erlauben, bevor es mit dem Debüt dann ernst wird und es gilt, Erwartungshaltungen zu erfüllen. Der große Vorteil für Hippo Campus ist, dass sie sich mit ihren Songs so viele Türen aufspielen, dass man gespannt mitfiebern kann, wohin die Reise letztlich gehen wird.

Auch wenn einen der mit religiösen Vergleichen versehene Opener „Close To Gold“ zunächst einmal skeptisch werden lässt, kriegen einen Hippo Campus mit ihrer verrückten Mischung aus The Lumineers und schon fast an Mathrock erinnernden Gitarrenläufen, woran „Dollar Bill“ direkt anknüpfen kann. Der angenehm zurückgelehnte Song „South“ sticht in der EP jedoch hervor und zeigt, warum diese zurecht nach ihm benannt wurde. Gut platziert ist auch das abschließende „The Halocline“, das bis zum eruptiven Finale völlig das Tempo herausnimmt, um dann noch ein letztes eindrückliches Zeichen zu setzen.

Auch wenn insgesamt die musikalische Identität von Hippo Campus noch im Entstehen ist, freut man sich nach dieser EP darauf, ihren weiteren Werdegang mitzuverfolgen. In unseren Hippocampus haben sie es mit ihren frischen Songs auf jeden Fall schon geschafft, und das völlig zu Recht.

Kilian Braungart

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