Rezension
Hellsongs
Minor Misdemeanors
Highlights: Skeletons Of Society
Genre: Indie-Pop // Lounge
Sounds Like: The Cardigans // Metric
VÖ: 27.08.2010
Eigentlich wird ein guter Witz ja relativ schnell fade, wenn man zu lange drauf rumreitet, Variation hin oder her. Irgendwann ist das Prinzip eben trotz aller Nuancierungen ausgelutscht: Das Huhn überquert immer aus vollkommen dämlichen Gründen die Straße, das Häschen bekommt alles, wenn es nur lange genug danach fragt (und will's dann eigentlich gar nicht) und alles Kleine und Rote ist am Ende irgendeine Art totes Baby.
In der Musik können sich solche Patentmuster allerdings noch etwas länger halten, wenn sie nur gut genug ausgeführt werden. Ein Glück für die Hellsongs aus Schweden, die im Prinzip auch auf einer witzigen Idee aufbauen: Die eine musikalische Spezialität der Skandinavier (bösen Metal) auf Art und Weise der anderen musikalischen Spezialität der Skandinavier (knuffigen Indiepop) covern. Ein Rezept also, das bei der ersten Begegnung wahrscheinlich jeder witzig findet, das vielleicht auch darüber hinaus darüber schmunzeln lässt, wie bekloppt manche Metaltexte außerhalb ihres gewöhnlichen Riff-Habitats klingen – das aber irgendwann ausschließlich anhand der Qualität der dabei entstandenen Songs gemessen werden kann.
Nur gut für Hellsongs also, dass sie einen solchen Blick auf ihre Musik an sich ebenfalls nicht zu scheuen brauchen, denn auch abseits der unvermeidlichen Komik, die entsteht, wenn Axl Roses Organ auf „Welcome To The Jungle“ durch eine glockenklare Feenstimme ersetzt wird, funktionieren die Songs auf „Minor Misdemeanors“ durchgehend. „Skeletons Of Society“ lässt vermuten, dass ungeahnte Ohrwurmqualitäten irgendwo in Slayer schlummern müssen, „Walk“ groovt ohne Dimebag Darrells Riffs fast genauso, und „School's Out“ um Bläser zu ergänzen, klingt entgegen aller Erwartungen NICHT komplett bescheuert. Im Großen und Ganzen wird der eigene Anspruch der Band aber doch zum Verhängnis, wenn manche Songs – und auch die erste Eigenkomposition „Rubicon Crossings“ ist hier keine Ausnahme – dann doch etwas zu kantenlos, zu tralala, eben zu sehr nach Lounge klingen. Aber im Endeffekt sind Hellsongs dann eben doch lange nicht so schlimm wie viele andere Coverbands – und sechs Babys in einer Mülltonne sind nicht so schlimm wie ein Baby in sechs Mülltonnen. Haha.
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