Es gibt so diese gewissen künstlerischen Kreise, aus denen auf neue Veröffentlichungen nahezu blinder Verlass ist. Im Falle von Heather Woods Broderick kommen gleich zwei zusammen: Einmal die Weltklassemenschen von Erased Tapes, mit denen ihr Bruder Peter Broderick verbandelt ist, und dann ist Heather selbst Backgroundsängerin und Multiinstrumentalistin bei der wunderbaren Sharon Van Etten. Sie selbst stammt aus einer Musikerfamilie, die Mutter lernte den Vater bei einem ihrer Gigs kennen und Heather wuchs mit der Musik auf.

Und doch ist „Glider“ erst ihr zweites Soloalbum nach dem bereits 2009 veröffentlichten „From The Ground“, und es ist ihr erstes wirklich gutes. „Glider“ ist vor allen Dingen ein sehr elegantes Album, denn so gleitet Broderick von Song zu Song. Das wirkt trotz komplexer Songstrukturen und hochemotionaler Texte wie „Mama Shelter“ immer sehr rund und gekonnt. „Mama Shelter“ ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie experimentierfreudig Broderick ist – der Song mutet rhythmisch dem Reggae an, ohne dabei eine avantgardistische Schwebe zu verlieren. Vor allem als Sängerin ist Broderick enorm gewachsen: Mystisch, sensibel und voller Selbstvertrauen führt sie ihre Songs an.

Spätes Highlight der Platte, die schönerweise mit neun Songs genau die richtige Länge hat, ist „All For A Love“. Dem tiefsitzenden Refrain "I can see our love is dragging you down" wird der immer mehr ausladende Song vollkommen gerecht. Hier spielt Broderick ihre multiinstrumentellen Fähigkeiten voll aus, genau zum richtigen Zeitpunkt setzt die Trompete ein und bringt ein schönes Album galant zu Ende. So hofft man doch, dass man auf die nächste Soloplatte nicht wieder sechs Jahren warten muss.

Daniel Waldhuber

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