Rezension
Ha Ha Tonka
Lessons
Highlights: Colorful Kids // Lessons // Cold Forgiver
Genre: Indie-Rock // Folk-Rock
Sounds Like: Someone Still Loves You Boris Yeltsin // Murder By Death
VÖ: 11.10.2013
Wenn eine Band ihr bereits viertes Album abliefert und man trotzdem noch nie von ihr gehört hat, kann das zwei Gründe haben. Entweder ist die Qualität der Musik schlecht und man ist nur auf einem Label, weil es dem Cousin zweiten Grades gehört oder die Musik ist wirklich gut, wurde aber in der etwas langsamen, deutschen Musikrezeption noch nicht zur Kenntnis genommen. Die Mitglieder von Ha Ha Tonka sind, zumindest nach Wissen des Autors, nicht mit den Besitzern von Bloodshot Records verwandt. Also auf ein Wort, liebe Musikfreunde.
Die Band selbst ist sich des aktuellen Status anscheinend durchaus bewusst, aber weigert sich im Opener "Dead To The World" krampfhaft, diesen Zustand hinzunehmen und verkündet im Folk-Pop-Gewand lautstark Widerstand. Auch im darauffolgenden, energischen "Colorful Kids" tun sie alles, sich weiter in diverse Herzen zu spielen. Es dauert allerdings bis zur Mitte des Albums, wo der Song "Arabella", getragen von stampfender Rhythmik und gestärkt durch ein sich steigerndes Riff, seine wundervolle Melodie und den ewigen Kampf mit den Frauen präsentieren darf, nur um dann vom titelgebenden Stück nochmal übertroffen zu werden. Der Song "Lessons" kommt ohne Höhepunkte aus und entfaltet gerade deshalb über fünf Minuten seine hypnotische Wirkung. Die Band schafft hier die perfekte Symbiose aus der Musik und einem Text über das Wiederholen von Fehlern.
Überhaupt sind es Motive wie Selbstzweifel oder Inkonsequenz, die sich durch das Album ziehen. Leider schaden langweiligere Lieder wie beispielsweise "American Ambition" dem Gesamtbild etwas, wenn sie sich auch musikalisch homogen einfügen.
Gesanglich bleibt Lead-Sänger Brian Roberts die meiste Zeit dezent und zurückhaltend. Mal klingt er auf den geradlinigeren Folkpop-Songs fast wie ein Marcus Mumford, nur um sich auf dem traumwandlerischen "Cold Forgiver" in Richtung Bombay Bicycle Club zu verirren.
So bleibt am Ende trotz der ein, zwei schwächeren Stücke ein sympathisches Album über Vergangenheit und Zukunft, welches besonders dann überragend ist, wenn es Abstand nimmt von den großen Gesten. Nach diesem Album scheint der Ruf nach Aufmerksamkeit in jedem Maße gerechtfertigt und wenn Ha Ha Tonka es schaffen, sich noch einen Schritt zu steigern, dann ist vielleicht sogar der ganz große Wurf drin. Diese Band hat es in jedem Fall verdient, zur Kenntnis genommen zu werden.
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