Rezension
Grinderman
Grinderman 2 RMX
Highlights: Super Heathen Child (feat. Robert Fripp) // When My Baby Comes (Cats Eyes with Luje Tristram) // Worm Tamer (A Place To Bury Strangers Remix)
Genre: Rock
Sounds Like: Nick Cave & The Bad Seeds // Queens Of The Stone Age // Ghinzu // dEUS // Sivert Hoyem
VÖ: 23.03.2012
Nicht erst heutzutage erfreut sich Berlin eines regen Künstlerlebens, denn bereits in den Siebziger und Anfang der 1980er Jahre zog die seltsame Mischung aus besonderen Freiheiten (wie Wehrdienstfreiheit) einerseits und Zerrissenheit der Teilung viele, insbesondere alternativ angehauchte Menschen in ihren Bann. Damals verirrte sich auch ein junger Australier Namens Nick Cave in die Metropole und avancierte zum Mitbegründer eines neuen Musikstiles. Aus den Resten des Punk, kompromisslosen Lärmes und einer avantgardistischen Coolness schuf er zusammen mit Bands wie den Einstürzenden Neubauten Musikgeschichte. Nach Abklingen der Jugend zog es Cave ans Klavier und zu Popruhm mit Kylie Minogue. Aus der Wiederentdeckung des Lärmes resultiert nun seit einiger Zeit eine zweite Jugend, ausgelebt im letzten Nick-Cave-&-The-Bad-Seeds-Album „Dig, Lazarus, Dig“ und vor allem im Nebenprojekt Grinderman. Deren Zweitwerk „Grinderman 2“ erscheint nun als Remixversion erneut – und setzt dem Original noch so einiges drauf.
Was die illustre Schar an Gästen, wie zum Beispiel Robert Fripp von King Crimson, Josh Homme, A Place To Bury Strangers oder UNKLE aus den Stücken machen, geht weit über das hinaus, was gemeinhin als „Remix“ bezeichnet wird. Beschwört Cave in den Lyrics zu „Heathen Child“ Dämonen herbei, werden jene nun völlig entfesselt auf den Hörer losgelassen. A Place To Bury Strangers bewerben „Worm Tamer“ als Titelstück des nächsten Tarantino-Filmes, so sehr gelingt es ihnen, eine groovende Film-Noir-Untermalung zu erschaffen. Billige Technobeats mit Micky-Maus-Stimmen? Fehlanzeige.
„Grinderman 2“ ist ein Rockalbum und der Remix dazu nicht etwa dorfdiskotauglich, sondern erschafft ein komplett neues Werk. Wären die Basis nicht Caves‘ unverwechselbare Stimme und die bekannten Riffs – es könnte sich auch um Coverversionen handeln. „When My Baby Comes“ etwa findet sich einmal als klassische Version, bei der Streicher, Klarinette und ein schräges Glockenspiel dem Ganzen den Charme eines Tom-Waits-Stückes verpassen. Im zweiten Versuch nebelt eine Frauenstimme den Hörer zunächst sirenenhaft ein – um schließlich in epischer Breite die Folgen dieser Unachtsamkeit aufzuzeigen und in den Bereich des Doommetal abzudriften. Obgleich es in der Songauswahl zu Dopplungen kommt, bleiben diese dank dieser unterschiedlichen Umwandlungen fast unbemerkt. „Grinderman 2 RMX“ schafft so die Seltenheit, besser als die Vorlage zu klingen, weil es den Neuinterpreten gelingt, genau an den richtigen Stellen die Stärken des Originals anzusetzen und diese zu verarbeiten.
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