Rezension
Green Day
Revolution Radio
Highlights: Revolution Radio // Bouncing Off The Walls // Youngblood
Genre: Rock
Sounds Like: The Offspring // Blink 182 // Bad Religion
VÖ: 07.10.2016
Ja, ja, ja, geben wir ruhig zunächst einmal zu: Green Day sind mittlerweile in einer Position, in der sie einer „Revolution“ wohl nicht näher kommen können, als den fünf mexikanischen Gärtnern, die sie wahrscheinlich alle haben, mehr als den Mindestlohn zu zahlen. Power-Balladen wie „Wake Me Up When September Ends“ sind auch 2016 noch peinlich, insbesondere wenn sie Titel wie „Outlaws“ tragen. Und eigentlich haben Green Day nach ihrer Terror-Trilogie „¡Uno!“/„¡Dos!“/„¡Tré!“ vielleicht auch gar keine Chance mehr verdient. Aber selbst, wenn man all das im Hinterkopf hat, ist „Revolution Radio“ ein verdammt gutes Album geworden.
Was „Revolution Radio“ nämlich ist, ist ein Beweis dafür, dass einer Band hin und wieder doch noch das Anknüpfen an Großtaten wie „Dookie“ möglich ist, wenn diese über zwei Jahrzehnte zurückliegen. Leichter macht man es sich natürlich auch nicht, der Quasi-Bibel des 3-Akkorde-Punk zumindest einen letzten Psalm hinzuzufügen, wenn man zwischendrin mit Alben wie „American Idiot“ das komplett andere Feld der Rock-Oper beackert hat. Diese darf konsequenterweise dann auch nur kurz im Opener „Somewhere Now“ sowie im (beinahe) abschließenden „Forever Now“ durchblitzen, die sich zudem das Leitmotiv teilen – der Rest von „Revolution Radio“ ist angenehm schnörkellos.
Nicht, dass sich ein Überhit wie „Basket Case“ finden ließe – den schreibt eine Band nur einmal, und das auch nur, wenn sie die Muse nicht nur küsst, sondern mindestens die Zunge dabei benutzt. Und doch ist „Bang Bang“, das nicht nur eingängig ist, sondern auch noch mit seinem orientalisch angehauchten Zwischenpart ein deutliches Alleinstellungsmerkmal besitzt, schon mal eine verdammt gute Vorabsingle. Der Titeltrack wäre eine ähnlich perfekte Wahl gewesen – und die Liste geht weiter.
Was aber „Revolution Radio“ besonders gut zu Gesicht steht, sind nicht die Gemeinsamkeiten mit „Dookie“, sondern vielmehr mit „Warning“, dem vielleicht am stärksten unterschätzten, da untypisch entspannten Album der Band, das immer öfter den Fokus auf akustische Gitarren setzte. Einen ähnlichen Vibe versprüht beispielsweise „Youngblood“, das damit auch das heimliche Highlight der Platte ist. Und was große Gesten wie „Troubled Times“ angeht – irgendein Song soll ja ruhig auch mal die Möglichkeiten eines Stadions ausnutzen dürfen. Die werden dank „Revolution Radio“ wieder richtig gut gefüllt sein. Und wenn zumindest die neu hinzugewonnenen Kids hinterher über soziale Revolution nachdenken, dann sind Green Day auch 23 Jahre nach „Dookie“ noch willkommen in der Musikwelt.
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