Das spricht für deine Offenheit, Leser: Auf die Rezension geklickt, obwohl als Genrebezeichnung „Gothic“ angegeben ist. Oder vielleicht weißt du auch einfach, dass „Gothic“ oft die vollkommen falschen Assoziationen hervorruft: Schwarze Haare, weiße Schminke und beim M'era Luna Lacrimosa mitsingen. Was Gothic eigentlich heißt: Den Tod nicht mehr tabuisieren, sondern ihn zu dem machen, was er ist: Der einzige Aspekt einer Existenz, den wirklich jeder gemeinsam hat. Und vom Tod, davon können Grave Pleasures irgendwie schon ein Lied singen. Tun sie dann auf „Dreamcrash“ auch mehrmals.

Denn der Tod, aus dem Grave Pleasures geboren sind, ist der von Beastmilk – jener aus Metalbandmitgliedern bestehenden Kombo aus dem Land des Metals, die dann aber doch statt Metal 2013 eins der besten Postpunkalben der letzten Jahre machten, sich zerstritten und in recht ähnlicher Besetzung weiter machten. Wer „Climax“ und seine Songs kennt, die immer wieder klingen, als hätte jemand Ian Curtis und Robert Smith als Kindern mal so richtig Angst eingejagt, der hat auch eine ziemlich gute Vorstellung davon, was ihn auf „Dreamcrash“ erwartet.

Und dennoch ist „Dreamcrash“ trotz großer personeller Überschneidungen nicht einfach ein zweites Beastmilk-Album – so klingt Sänger Mat McNerney zwar immer noch nach einem Gruftwächter mit Gesangsunterricht; die Drums treiben, die Gitarren hallen. Und doch wurde das Tempo nie so sehr angezogen wie in „Taste The Void“, der Metalvergangenheit nie so sehr Tribut gezollt wie in „Futureshock“. Im Vergleich wirken manche andere Songs nicht mehr ganz so zwingend und auch andere Experimente wie das fast schon zähe, sechsminütige „Crooked Vein“ nicht ganz so gelungen. Aber wer vom Tode auferstanden ist, dem darf man auch das verzeihen.

Jan Martens

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