Rezension

Gomez
Whatever's On Your Mind
Highlights: Options // Whatever’s On Your Mind // Our Goodbye // That Wolf
Genre: Rock // Pop // Indie
Sounds Like: R.E.M. // Coldplay // Crowded House // Phantom Planet // Keane // Simon & Garfunkel // The Twilight Singers // Manchester Orchestra
VÖ: 08.07.2011

Es fällt fast schwer zu glauben, dass Gomez‘ mit dem Mercury Music Prize ausgezeichnetes Debüt „Bring It On“ bereits dreizehn Jahre alt ist und sie doch weiterhin hierzulande kaum mehr als den Status eines Geheimtipps bzw einer Liebhaberband haben. Liegt es an der Vielseitigkeit ihres Outputs, dass auch ihr nun siebtes Album „Whatever’s On Your Mind“ eher unterhalb des Radars veröffentlicht wird? Vielleicht haben sie einfach nie die überbordend poppigen Hymnen geschrieben, die ihnen die Aufmerksamkeit der einschlägigen Popradiostationen hätte bescheren können. Ob „Whatever“ das im Jahr 2011 ändern wird, mag bezweifelt werden, aber poppig sonnig kann es seinen Hörern doch musikalisch die aktuell regnerische Stimmung des deutschen Hochsommers aufhellen. Das stellt gleich die Albumeröffnung klar.
Angenehm poppiger und sommerlicher als „Options“, Vorabsingle und erster Track des Albums, in seinem amerikanifizierten Brit-Pop kann ein Song kaum sein. Das ist nicht revolutionär und will es auch nicht sein. Gitarrenpop voller Gefühl, ohne Kitsch und nicht zu anbiedernd, so stößt man ins Herz des Hörers. Vor allem aber erlaubt ein so mitreißender Beginn, den Hörern auch mal eine Durststrecke zuzumuten (wie „The Place And The People“). Ähnlich poppig, jedoch versetzt mit einer subtilen Melancholie, erklingt später „Just As Lost As You“. Hier sind wir auf halbem Weg zum Rotweinpop. Den Weg vollendet das Titelstück überzeugend als streicherlastige, melancholisch angeblueste Hymne. Als Lied für die Rotweinmomente des Lebens steht hier natürlich Ben Ottewell am Mikrofon. Dessen rauhe Stimme gibt auch dem wunderbaren Blue-Eyed-Soul „Our Goodbye“ den letzten Schliff.
Im weiteren Albumverlauf setzt „I Will Take You There“ beim britisch-amerikanischen Mischmasch der Albumeröffnung an, Americana und psychedelischer Post-Beatles-Pop vermengen sich zu einer netten aber nicht unbedingt zwingenden Nummer. Man hört sie gerne, aber man würde nicht das Radio lauter stellen um mitzusingen. In den psychedelischeren Stücken vermögen Gomez nicht immer, die Spannung durchgängig aufrecht zu erhalten. Mit welcher Selbstverständlichkeit Gomez aber vielfältige und einfach gute Gitarrenpopsongs schaffen, zeigt „Song In My Heart“. Nicht sonderlich komplex aber doch mit genug Widerhaken, um nicht eklig zu sein oder einfach vorbei zu gleiten, ist es simpler Pop, der gefällt. Den bluesigen Alt-Rock, der in gewisser Weise immer schon den Reiz von Gomez ausmachte, bietet die Band nachfolgend in „Equalize“.
Als Pophoffnung, als zukünftiger Stadionact gestartet, haben sich Gomez ganz offenbar in ihrer – deutlich kleineren – Nische eingerichtet. Zwischen allen Stühlen aber immer voller Pop und voller Gefühl produzieren sie Alben, die vor Ideen übersprudeln. Mit wenigen Schwächen gelingt „Whatever’s On Your Mind“ so als perfekt produzierte kleine Perle des Gitarrenpop, simpel und wohlgefällig, aber nie langweilig.
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