Rezension

Goldfrapp
Head First
Highlights: -
Genre: Synthiepop
Sounds Like: Erasure // Visage // Madonna // Alphaville // Sandra // Desireless // Samantha Fox // Kim Wilde
VÖ: 19.03.2010

Wer in den späten 60er Jahren oder frühen 70ern geboren ist, hatte es als Jugendlicher nicht leicht. Warum? Die Jugend fiel in die Achtziger, die oft einhellig als schlimmstes Kapitel Musikgeschichte gelten. Klar, es gab auch gute, bis heute einflussreiche Künstler – Depeche Mode, The Cure, Bauhaus, David Hasselhoff, Rick Astley und so weiter. Der Großteil jedoch – übelster Synthiepop, Weichspülmusik und grausame Frisuren. Platten, die heute ihr Dasein auf Unterschichtenfernsehenskompilations, Ü30-Parties und im 1-Euro-Wühltisch diverser Großmärkte fristen. Wer heutzutage die Achtziger auch nur zitiert, muss schon sehr vorsichtig vorgehen, nicht im klebrigen Synthiebrei zu ertrinken, wie zuletzt die Editors. Den nächsten Versuch, dieses Jahrzehnt wieder hervorzukramen, unternehmen Goldfrapp mit ihrem fünften Album „Head First“. Jene Goldfrapp, die bereits diverse Stile, angefangen von wunderschön utopischer Filmmusik bis hin zu kalt-technoidem Elektro ausprobiert haben und stets gut damit gefahren sind.
Nun aber ausgerechnet die Achtziger. Das kann doch nicht gut gehen? Nein, tut es auch nicht. Das Ergebnis von „Head First“ ist katastrophal cheesiger Synthiepop, für den man sich spätestens zum Jahrzehntwechsel 1990 in Grund und Boden geschämt hätte. Die erste Single – „Rocket“: Auf dem Cover Alison Goldfrapp im Aerobic-Outfit, aussehend wie Madonna vor knapp dreißig Jahren. Die Musik dazu klingt im besten Fall nach ABBA, was an sich kein Kompliment ist. In dem Stil geht es weiter, „Believer“ gibt die Power-Pop-Ballade mit pathetischem Chorus. Seichte Synthies, zu jeder Sekunde dieses Gefühl: „Das kennt man doch schon von viel früher, aber wer war das bloß?“ Es wird nicht besser. Neun Songs finden sich auf „Head First“, einer grausamer als der andere. „Alive“, „Dreaming“, „Hunt“ – es grüßen Kim Wilde, Sandra, Desireless („Voyage Voyage“). Höhepunkt der Scheulichkeiten ist „I Wanna Live“, so unbeschreiblich übel, dass man es schon fast wieder gehört haben muss, um zu wissen, was auf gar keinen Fall wiederkommen sollte.
„Head First“ mag bei einigen wohlige Erinnerungen an „früher“ hervorrufen, an pinke Barbies, Aerobic-Kurs, Haarspray, Plastikohringe, Leggings, die Sendung Formel 1, Modern Talking und so weiter, aber will man sich wirklich an die Oberflächenkultur einer Dekade so deutlich zurückversetzt fühlen?
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