Rezension
Goldfinger
Hello Destiny
Highlights: Goodbye // One More Time // Handjobs For Jesus
Genre: (Ska-)Pop-Punk
Sounds Like: Less Than Jake // No Use For A Name // The Mighty Mighty Bosstones
VÖ: 25.04.2008
Um alle Regeln des qualitativen Musikjournalismus einmal über den Haufen zu werfen, soll die nun folgende Rezension ausnahmsweise mit einer persönlichen Anekdote begonnen werden. Nämlich dieser: Wenn man Rolf Zuchowski, den Elvis der Generation Milchzahn, nicht dazuzählt, sind Goldfinger die erste Band, die der Rezensent jemals live gesehen hat, um genau zu sein, auf dem Hurricane-Festival 2001. Warum das irgendjemanden außer dem Rezensenten und - sollte dieser jemals berühmt und wichtig werden - eventuell dem Ghostwriter seiner Autobiographie interessieren sollte? Ganz einfach: Weil der Rezensent so mit einer gewissen Verlässlichkeit behaupten kann, dass sich Goldfinger in den sieben Jahren, die mittlerweile vergangen sind, aber auch wirklich gar nicht verändert haben.
Um genau zu sein, scheinen Goldfinger nicht nur seit 2001, sondern seit ihrer Gründung im Jahre 1994 dem Konzept von Veränderung (in welchem Sinne auch immer) den blanken, jedoch immer schrumpeliger werdenden Hintern entgegengestreckt zu haben. Eine Möglichkeit, das festzustellen, wäre beispielsweise der Vergleich der Cover des Debüts und des aktuellen Albums "Hello Destiny", die eine Vorliebe der Band für merkwürdige Science-Fiction-Hentai vermuten lassen.
Oder aber die andere Variante: Die Songs von "Hello Destiny" in eine willkürlich kreierte Playlist mit dem Rest des Goldfinger-Oeuvres stopfen und mehr oder weniger vergeblich probieren, Songs wie "Free Kevin Kjonaas" oder "How Do You Do It" vom Inhalt älterer Alben abzugrenzen: Lustige Sing-alongs hier, etwas Ska dort, und auch die aufgestaute Aggressivität, die sich nach soviel Fröhlichkeit wahrscheinlich zwangsläufig aufbauen muss, findet mal wieder in einem Song ihr Ventil ("Not Amused"). Kontrovers ist höchstens "Handjobs For Jesus" - nicht etwa, weil Goldfinger hier beweisen, dass es auch erwachsenen Menschen nicht peinlich vorkommen muss, Songs über die sexuelle Befriedigung religiöser Ikonen zu schreiben, auch nicht wegen dem schrecklich bösen Religionsbashing oder dem George-Bush-Sprachsample, das den Song natürlich abschließt. Nein, die wahre Blasphemie, wenn auch gegenüber ihrer augenscheinlichen eigenen Banddogmen, begehen Goldfinger dadurch, dass "Handjobs For Jesus" doch tatsächlich einige Tempo- und Melodienwechsel und sogar einen Gospelpart beinhaltet - wenn das mal nicht mit dem Teufel zugegangen ist.
Dass Goldfinger nun jedoch nicht ausschließlich einen Tritt in ihren - aufgrund des kreativen Stillstands ja leicht zu treffenden - Hintern verdienen, hat nichts mit nostalgischen Gefühlen auf Seiten des Rezensenten zu tun, sondern lässt sich eher damit begründen, dass manche Songs wie "Goodbye" oder "One More Time" immer noch Gute-Laune-Liedchen allerersten Kalibers sind, anspruchsvoll wie die Dieter-Bohlen-Biographie, aber für aktuelle Hochtemperaturen und damit einhergehende Cabriofahrten und Strandausflüge unverschämt gut geeignet. Man könnte sagen: "Klar gab's das alles schon mal, aber dass sich die Sonnenstrahlen immer gleich anfühlen, stört im Sommer ja auch nicht." Eine treffende Analogie, oder im Endeffekt doch nicht geeignet, um zu kaschieren, dass hier vierzigjährige Männer seit über einer Dekade die gleichen Songs für Kids schreiben, die sie eigentlich aus dem Schlafzimmer ihrer Töchter verjagen sollten? Das mag jeder für sich selbst entscheiden.
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