Rezension

God Help The Girl

God Help The Girl


Highlights: Perfection As A Hipster // Hiding Neath My Umbrella // Pretty Eve In The Tub
Genre: (Musical-)Folk
Sounds Like: Belle & Sebastian // Au Revoir Simone // The Divine Comedy

VÖ: 19.06.2009

Stuart Murdoch, Kopf der schottischen Belle & Sebastian, goes Kopfkino. Seit 5 Jahren arbeitet er an einer Musical-/Film-Umsetzung einer seiner Ideen. Während Tourneen mit B&S schrieb er Songs, die den Soundtrack bilden sollten. Weder vom Musical, noch von einem Film hat man etwas gehört oder gesehen, da kommt der Soundtrack mit dem Projektnamen “God Help The Girl” um die Ecke und bietet die pompöseste Creditliste, die man sich vorstellen kann. Neben Murdoch selbst, der mit seiner Hauptband immer wieder Zuverlässigkeit in puncto traumwandlerischer, weltfremder Indiemusik bewiesen hat, kommt Neil Hannon, Sänger der großartigen The Divine Comedy, zum Einsatz, außerdem eine riesige Auswahl extra gecasteter Sängerinnen, die den Songs, die für ein 45-köpfiges Orchester arrangiert und mit ihm aufgenommen wurden, ihre Stimme leihen.

So schlimm, wie das alles klingt, ist es nicht. Doch Murdoch tobt sich aus, umkurvt den Pomp nicht, sondern nutzt ihn bewusst, um das Kopfkino in Gang zu bringen. Denn zwischen Swing, Folk, Jazz und großer Popgeste findet sich auf “God Help the Girl” eine Geschichte. Man mag es sich gerne vorstellen, wie diese herrlich durchdachten und pointierten Schmachtfetzen, die oft an die frühen Belle & Sebastian erinnern, im Musical oder auf der Filmleinwand von Schauspielern inszeniert werden. Gerade Duette wie “Hiding Neath My Umbrella” und das vielleicht beste Stück der Platte “Perfection As A Hipster” bieten sich für jene klassische Darstellung geradezu an.

Mit “Funny Little Frog” und “Act Of The Apostle” finden sich angepasste Versionen von Songs von Belle & Sebastian, die von den Gastsängerinnen stilgerecht umgesetzt wurden und sich perfekt in das Gesamtbild einfügen. Insgesamt wirkt God Help The Girl wie ein Album von Belle & Sebastian, das in der Fantasie Murdochs in ein theatralisches, cineastisches Konzept gepresst wurde. Man ist schon gespannt, ob es bei der Musik bleibt oder ob wir die passenden Bilder zu diesem großanlegten Konzeptwerk nachgeliefert bekommen. Solange ist Kopfkino angesagt – mit dieser Scheibe leicht gemacht.

Andreas Peters

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