Rezension
Gnarls Barkley
St. Elsewhere
Highlights: Go-Go Gadget Gospel // Just A Thought // Storm Coming
Genre: Hip Hop // Black Music
Sounds Like: Gorillaz // Black Eyed Peas // Outkast
VÖ: 19.05.2006
Auch wenn die Plattenfirma es abstritt, Gnarls Barkley sind Sänger Cee-Lo und Produzent Danger Mouse. Die Produktionen von Danger Mouse sind legendär, seit er das weiße Album der Beatles mit dem schwarzen Album Jay-Zs vermischte, aber bekannt sind sie nicht. Das entstandene graue Album war nur online verfügbar und besaß in keiner Weise den Segen der Plattenindustrie. Diesen hat Danger Mouse für sein Projekt mit Cee-Lo erhalten. So stand Gnarls Barkley mit ihrem Album „St. Elsewhere“ nichts mehr im Weg. Einem Album, welches das Genre Hip Hop vorantreibt und seine Grenzen erweitert. Dabei ist der Grundtenor Pop: „St. Elsewhere“ enthält 14 charts- und radiotaugliche Songs.
„Crazy“, der Vorbote mit dem Rorschach-Test-Video, lässt deutlich erkennen, was einen mit „St. Elsewhere“ erwartet, und doch wird dieses Album für jeden eine Menge begeisternder Überraschungen bereit halten. Cee-Los Stimme schwebt immer zwischen Soul, R’n’B und Gospel. Bei „Crazy“ bewegt sie sich von Kastraten-Höhe hinab in tiefe Tiefen. Dabei umfasst die Melodieführung genug Ideen für drei Stücke. Kontinuität und Erkennbarkeit bringt in erster Linie der Beat ins Stück, … der kaum variiert. Alles gestrickt um ein Sample, Teile, … eines Tracks namens Last Man Standing.
Ähnlich den Gorillaz-Alben ist „St. Elsewhere“ ein Zwitter, der Black Music entspringend und musikalisch darüber hinausweisend. Darüber hinaus weil die Tracks tanzbarer sind als durchschnittlicher Hip Hop oder auch als ein R’n’B Track. Die Gorillaz und Gnarls Barkley Platten verbinden klassische Pop-Elemente mit solchen des Hip Hop und den Errungenschaften, die wir den verschiedenen Stilen elektronischer Musik verdanken. Die Bestandteile dieses Albums sind folglich: Cee-Los Gesang – bei dem ich niemandem Übel nehme, wenn er ihn nicht mag –, Samples, tanzbare Beats, überraschende Songführung und … der gewisse Witz. Damit schließt sich das Album als Fortsetzung an den Gorillaz-Zweitling an, was sich besonders bei „The Boogie Monster“ und „Gone Daddy Gone“ zeigt und was nicht verwundert, da Danger Mouse „Demon Days“ ebenfalls produzierte. Im Vergleich ist bei „St. Elsewhere“ der Fokus auf den Tanz- und Partyfaktor gerichtet, wohingegen „Demon Days“ eher als musikalisches Gesamtkunstwerk zu verstehen ist.
Besondere Highlights auszumachen, fällt schwer, sind doch alle Tracks sehr gut. Highlights müssten dementsprechend nahezu genial sein. Schon der erste Track „Go-Go Gadget Gospel“ kommt dieser Beschreibung sehr nah und zieht einen sofort ganz tief hinein in den Wahnsinn. „Freedom in Hi Fidelity“ singt Cee-Lo weiterhin, und das passt. Ebenfalls wahnsinnig kommt das angesprochene „Gone Daddy Gone“ daher. Wem da Arsch und Beine nicht in Bewegung geraten, steckt entweder ein Stock in ersterem, oder er steht auf Scooter oder Roland Kaiser.
Den Wahnsinn im Tanzschritt trägt die zweite Single „Smiley Faces“ weiter. „Just a Thought“ ist musikalisch und lyrisch sicher das beste Stück des Albums, wobei die Berührung der Genialität sich erst nach mehrfachem Hören erschließt. „And I’ve tried everything, everything but suicide / but it’s crossed my mind.“ Schlagzeug und Synthesizer und Sample erzeugen die Bedrohlichkeit von Maschinengewehrfeuer. Über die bedrohliche Intensität von „Necromancer“, das Nekrophilie als Thema hat, gehen wir mal einfach drüber hinweg. Interessant und toll, ja, aber …?
„Storm Coming“ vor Schluss ist eines der absoluten Highlights, und sein Titel verspricht nicht zu viel. Da das Projekt Gnarls Barkley auch tourt, ist letzteres sicher ein Song der das Publikum um den Verstand und den letzten Atem bringt. Zusammen mit „Go-Go Gadget Gospel“, „Gone Daddy Gone“, „Just a Thought“, „Who Cares?“ und „Necromancer“ sind das genug Gründe, dieses Album zu kaufen und zu genießen.
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