Rezension

Ginga

They Should Have Told Us


Highlights: This Is Happening // Fire // Cinamon
Genre: Indie
Sounds Like: Starsailor // Get Well Soon // Arcade Fire // Athlete // Ultravox

VÖ: 28.01.2011

"Das klingt doch wie... Es liegt mir auf der Zunge, verdammt, es liegt mir auf der Zunge..." – Willkommen in der Welt von Ginga! Eigentlich möchte man beim ersten Hören den CD-Player voller Wut in die Ecke donnern. Zu familiär klingen die ersten Tracks von "They Should Have Told Us", aufgewärmt wie der Eintopf von vorgestern. Aber im nächsten Moment kommt die Unsicherheit: Wonach genau schmecken, pardon, klingen Ginga denn eigentlich? Sobald die grauen Zellen die Arbeit aufnehmen, taucht es auf: Das Loch im Kopf – wie ein Blackout – und es ist unmöglich, das Kind beim Namen zu nennen.

Frech bedienen sich die Österreicher auf ihrem neuveröffentlichtem Debüt-Album einfach bei allem, was der Indie-Pop die letzten Jahre so hervorgebracht haben. Das ist nicht spektakulär, aber es gibt den – scheinbar – vertrauten Klängen eine neue Nuance. Ein bisschen vertrackt sind die Harmonien, leicht jazzig die Rhythmen, alles ein bisschen eckig und kantig.

Mit der Zeit lassen sich dann doch Namen nennen: Da gibt es Harmonie-Bögen à la Coldplay, Gesang, der an Conor Oberst erinnert und eine durchgehende Melancholie im Stile der frühen Starsailor. Letzteres mag nicht unbedingt Zufall sein, immerhin unterstützt Starsailor-Bassist James Stelfox die Band seit diesem Jahr. Aber all die Referenzen tragen das Prädikat: "aber eben nur fast wie...".

Das etwas Verschrobene dürfte nicht jeden Hörer überzeugen – negativ zugespitzt: Mitunter klingt "They Should Have Told Us" hölzern und spröde. Dabei lassen sich hinter der Fassade gute Ideen erkennen: Die seit Arcade-Fire-Tagen in der Popwelt viel zitierten Streicher zeigen in "Cinamon", dass sie auch anders können, nämlich viel rauer. Das gern bemühte Akkordeon eines Konstantin Gropper wird kurzerhand umgedeutet ("Fashion") und ein paar Reminiszenzen an die Synthesizer-Experten von Ultravox ("Final Call") finden ebenfalls ihren Weg auf die Platte.

Leider lässt der Reigen an Versatzstücken in der zweiten Hälfte der Platte nach und weicht einem wenig markanten Brei an schnodderigen Drei-Minütern. Das Konzept greift nicht mehr, statt dessen macht sich die Erkenntnis breit, dass der Gesang in seiner Struktur (Stichwort Kopfstimme & Backing Vocals) zu wenig Abwechslung aufweist. So reiht sich "They Should Have Told Us" ein in das weite Feld des Durchschnitts – aber nicht, ohne ein paar kleine Fragezeichen gesetzt zu haben.

Mischa Karth

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