Rezension

Gauche

A People's History Of Gauche


Highlights: Flash // Running // History
Genre: Post-Punk // Ska
Sounds Like: Sacret Paws // French Vanilla // Petrol Girls

VÖ: 12.07.2019

Manchmal sind Bandnamen einfach treffend. Bei der Band Gauche aus Washtington D.C. ist das so ein Fall. Gauche heißt aus dem Englischen übersetzt so etwas wie “linkisch” und “unbeholfen” und beschreibt in der französischen Sprache auch „links“ im Sinne einer politischen Haltung. Ausgangspunkt der Band waren Jam-Abende mit befreundeten Musikern, die sie auch bei Konzerten als Gauche noch auf der Bühne begleiten.

“A People’s History Of Gauche” ist dabei der Bezug auf die Geschichte „von unten”, erzählt aus der Perspektive von einfachen Leuten, eine Geschichte von Massenbewegungen und Außenseitern. Klar, dass hier Themen wie Angst, Kapitalismuskritik und Kolonialismus vorkommen (müssen). Aber auch die Demontage und Zerlegung des Patriarchats, sowie die Schaffung von Schönheit angesichts der unterdrückerischen Kräfte und der Widerstand gegen Ausbeutung werden besungen. Der Sound des Albums lädt dazu im Gegensatz zum Tanzen ein, gute Laune zu bösem Spiel, könnte man sagen.

Das tanzbare Element wird direkt beim eingängigen Opener „Flash“ deutlich. Einfacher Bass mit fröhlichen Gitarren, melodiösem Saxophon und seichtem Gesang. Sie beziehen sich dabei auf den Blitz einer Kamera: "The flash of a camera flattens a scene. It makes the colors pop, but it also makes reality 2D. To see true depth, you have to wait for your eyes to adjust to the darkness. You can’t cheat time. That’s what a flash is: a way of cheating time and vision, and like all attempts to cheat, it cheapens the experience. It distorts the depth and detail of the scene captured... It is the shadows, the edges, the things that block and obscure our view, that show us the most."

Gerade diese Schatten sind Gegenstand der Lyrics von “Gauche”. Oftmals sind es nur wenige Zeilen Text, die dann wiederholt gerufen oder geschrien werden, was auf die Dauer etwas anstrengend ist. Spaß macht es, weil der Beat so schön groovt und man die sehr guten Texte einen einladen, die angestaute Wut rauszulassen. Bei dem Song „History“ geht es beispielsweise um die Geschichte der Ausbeutung und um die Einseitigkeit der Historiographie der Kolonisierung: „You have a history of conquering what is not yours (…) Your discourse smothers me, it covers me, it smothers me“. Aber auch feministische („Rent“) und anti-kapitalistische Tracks („Recangle“) greifen die gängigen Einseitigkeiten einer Belichtung auf und beziehen sich auf die Alltagskämpfe von Menschen.

Bei jedem Song lohnt es sich genauer hinzuhören und sich zu Gesellschaftskritik zu bewegen, jedoch läuft das Album Gefahr, dass man aufgrund des Schreigesangs nicht bis zum Ende hören mag.

Lina Niebling

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