Rezension

Gap Dream

Shine Your Light


Highlights: Fantastic Sam // Come Home
Genre: Synthie-Disco // Psychedelic-Pop // Glam
Sounds Like: Opossom // Giorgio Moroder // MGMT // Conspiracy Of Owls

VÖ: 12.11.2013

Die These scheint gewagt und auch ein wenig absurd, aber: Die Regelmäßigkeit, in der sich musikalische Einflüsse auf den Output aufstrebender Künstler auswirken, scheint gewissen zyklischen Gesetzen oder auch Hypes unterworfen zu sein. Während vor einigen Jahren scheinbar alle sich irgendwie auf My Bloody Valentine bezogen, waren es wenig später Guided By Voices und jedes Mal – ob nun durch Zufall oder auch nicht – fiel dieser Wertschätzungskonsens in den Zeitraum der Reunion der einstigen Superhelden. Und zu was man die beiden zuvor genannten Bands in den letzten Jahren stilisierte, ist im Jahre 2013 Giorgio Moroder. Bevor wir es vergessen: Ja, auch er betritt inzwischen wieder die Bretter, die die Welt bedeuten, und gibt wieder Konzerte. Den Südtiroler und Mitbegründer der Synthie-Disco-Musik wird's freuen, dass er spätestens seit dem 2013er Release von Daft Punk von fast allen Seiten gehuldigt wird. Dass sich nun ausgerechnet eine Band, die ihr zweites Album auf einem Label (Burger Records) veröffentlicht, das sich für so ca. 50.000 dilettantisch eingespielte Punk-Releases pro Jahr verantwortlich zeigt, den Namen Moroder fett auf die Stirn tätowiert zu haben scheint, klingt da noch viel absurder...

Zwar liefern Gap Dream auch abseits von Moroder ein fettes und unüberhörbares Refenzgeballer ab, dass es dem einen oder anderen vielleicht schon wieder aufstoßen mag. „Shine Your Light“ ist dennoch eine dermaßen frische Disco-Platte, die weniger ein vollends durchdachtes Konstrukt als vielmehr eine intuitiv richtig eingespielte Ansammlung klassischer Popsongs ist. Gabriel Fulvimar, der Kopf hinter Gap Dream, kokettiert mit seichter Unterhaltung, mit Kitsch und dem Dancefloor. Lyrics wie: „Look in my eyes, and you will know how to feel“ oder auch ein Song über den perfekten „Chill Spot“ zeigen das am deutlichsten. Das wirklich „Ernsthafte“ lässt er gekonnt beiseite und ummantelt die feine Pop-Perle mit einem dicken synthetischen Panzer. Die Melodien sind dabei so herzerwärmend und schmalzig, dass man am Ende meint, gewissermaßen eine Karikatur der Pop-Musik in Händen zu halten. Echtheit, Authenzität? Was ist das schon? Ist Popmusik mindestens so flüchtig wie der letzte Rausch?

Zwischen diesen Extremen pendelt die Platte und hält die Stimmung des Hörers beinahe konsequent oben. Schließlich geht es um Unterhaltung. Ok, „Shine Your Love“ beispielswiese ist vielleicht etwas Over-The-Top. Im Vordergrund der meisten Songs stehen die Synthesizer, Vocoder-verzerrte Stimmen, der Drum-Computer, den Fulvimar nach eigenen Angaben eigentlich ungern benutzt, und eine tendenziell dunkle Stimmung. Insgesamt klingen die zehn Songs dabei nach einer etwas unwirklichen Band. Die Wurzeln in rudimentärem Garagen-Rock sind allerdings nicht zu leugnen. Die einfachste Zusammenfassung geht wohl so: Daft Punk versuchen sich in klassischer Bandbesetzung und nennen sich fortan Gap Dream.

Achim Schlachter

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