Rezension

Fuck Buttons

Slow Focus


Highlights: Brainfreeze // The Red Wing // Hidden XS
Genre: Electro-Noise
Sounds Like: Aphex Twin // Blanck Mass // The Haxan Cloak // Holy Fuck

VÖ: 19.07.2013

Dem ein oder anderen Musikkenner wird bei der Eröffnungsfeier der vergangenen Olympischen Spiele in London kurz vor Schreck das Bier aus der Hand gefallen sein – inmitten des Trubels ertönten als Hintergrundmusik plötzlich die Fuck Buttons. Gut, Produzent der Feier war Trainspotting-Regisseur Danny Boyle, dennoch mutete das Ganze ziemlich surreal an. Als Vergleich kann man sich einen Auftritt von Sigur Rós bei einer Goa-Party vorstellen. Andrew Hung und Benjamin John Power, die beiden Köpfe hinter den Fuck Buttons fühlten sich jedenfalls geehrt. Das neue Album „Slow Focus“, der erste neue Output seit vier Jahren, zeigt sich von dem Großereignis allerdings relativ unbeeindruckt und führt die Stärken des Duos einfach fort.

Sie sind immer noch laut, sie sind immer noch aggressiv und sie strapazieren die Nerven bisweilen bis aufs Äußerste. Und trotzdem muss der Volume-Regler einfach noch mal ein Stück weiter aufgedreht werden, als man es vielleicht normalerweise machen würde. Dann entfalten die Fuck Buttons erst ihre volle Qualität. Wenn der Tinitus sich ankündigt und der Bass tief im Magen rumort. Einfach mal das Hirn wegschmelzen – oder einfrieren wie der Opener „Brainfreeze“ passend suggeriert. Tribal-Drums direkt aus der (Eis-)Hölle kündigen hier schon nichts Gutes an. Spätestens wenn Hung und Power (schlimm sich bei diesen Namen Wortspiele zu verkneifen...) aber ihre Lärmteppiche inklusive Synthies im oberen Frequenzbereich reinfahren, ist sowieso alles egal.

Man fühlt sich dann ein wenig wie die Oma in Aphex Twins’ „Come To Daddy“-Video, die schön aus zwei Zentimetern Entfernung angebrüllt wird. Aber was solls? Ab und zu muss man auch mal die Leviten gelesen bekommen und dann lieber durch die Electro-Noise-Wuchtbrummen der Fuck Buttons, als vom Chef, oder nicht? Ganz besonders empfohlen sei zu diesem Zwecke auch noch das sich stetig steigernde „The Red Wing“ und der zehnminütige Abgesang „Hidden XS“, der keine Fragen und Trommelfelle mehr offen lässt.

Nicht unerwähnt soll schließlich bleiben, dass die Fuck Buttons auf „Slow Focus“ ebenfalls ein wenig herumexperimentieren. Weder das interlude-artige „Year Of The Dog“ noch der kleine Future-Garage-Ausflug „Prince’s Prize“ können aber so richtig überzeugen und verkommen eher zur Nebensache. Das aber nur als kleiner Tadel an einem sonst vollkommen gelungenen Album, das nahtlos an seine beiden Vorgänger anschließen kann.

Benjamin Köhler

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