Rezension

Frontier Ruckus

Eternity Of Dimming


Highlights: Eyelashes // Junk-Drawer Sorrow // The Black-Ice World // Surgery
Genre: Folk // Folk-Rock // Americana // Country
Sounds Like: The Band // Bob Dylan // Neil Young // The Felice Brothers // Chris Bathgate // Breathe Owl Breathe // Bowerbirds

VÖ: 01.03.2013

20 Songs, knapp 90 Minuten Spielzeit, über 5500 Wörter. Matthew Milia, dem Kopf der Michiganer Folk-Truppe Frontier Ruckus, fällt es nicht gerade leicht, sich kurz zu fassen. Schon gar nicht, wenn es sich um eine solche Herzensangelegenheit handelt wie „The Eternity Of Dimming“, den letzten Teil seiner Trilogie um die fiktive Stadt „Orion Town“, einer Art Pendant zum unüberschaubaren Detroit und seiner weitläufigen Umgebung, in der Milia in den 90ern groß wurde. Das dritte Album von Frontier Ruckus handelt vom schleichenden Ende der Kindheit, vom Ernst des Lebens, der uns einholt, ob wir es wollen oder nicht, von all den Kleinigkeiten, die einen beim Aufwachsen prägen, von der Erinnerung an vergangene Zeiten und wie schnell diese verblassen kann. Kein Wunder also, dass Milia hier noch einmal weit ausholt, um ja kein Detail zu vergessen bei dieser letzten Chance, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, bevor dieses Kapitel endgültig abgeschlossen ist und er sich mit seiner Band anderen Themen widmen möchte.

Wie geht man an ein solches Album heran, ein solch ambitioniertes und dazu noch höchst persönliches Mammutalbum wie „The Eternity Of Dimming“? Matthew Milia macht es einem nicht gerade einfach, Zugang zu finden zu seinem episch angelegten Themenkomplex. Sein Songwriting geht von den Texten aus. Sie nehmen den höchsten Stellenwert ein in den Songs von Frontier Ruckus. Refrains sind für Milia Verschwendung, weil eine Wiederholung von Textpassagen für ihn bedeutet, Songs mit weniger Inhalt zu füllen, als es eigentlich möglich wäre. Und das muss man ihm wirklich lassen – so wenig man manchmal auch von seinen Texten begreifen mag – wie er es versteht, Wörter derart elegant aneinanderzureihen und er es mit seinen von Metaphern gespickten Formulierungen doch irgendwie schafft, sehr präzise Stimmungen zu vermitteln, das ist ganz große Kunst, und es gibt momentan wohl kaum einen Songwriter, der das besser beherrscht als Matthew Milia.

Wenn allerdings eine Band wie Frontier Ruckus, die gerne dazu neigt, ihre Songs weit auslaufen zu lassen und deren Songs nicht gerade leicht ins Ohr gehen, es dann nur mit einem Doppelalbum schafft, alle Ideen auf einem Album unterzubringen, weiß man, dass man nicht beim ersten Hören unmittelbar in Begeisterungsstürme ausbrechen wird. So funktioniert die Musik von Frontier Ruckus einfach nicht. Es ist also tatsächlich das Beste, beim Hören von „The Eternity Of Dimming“ das eng bedruckte Textblatt zur Hand zu nehmen, sich anhand der wunderbar lyrischen Texte durch das Album zu hangeln und den vollen, warmen Bandsound auf sich wirken zu lassen. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern gibt es hier nämlich nicht wirklich einen Song, der hervorsticht und direkt hängen bleibt.

Die einzelnen Songs leben vom Kontext und der Atmosphäre, die sie in ihrer Gesamtheit erzeugen, was jedoch nicht bedeutet, dass das Drittwerk von Frontier Ruckus nicht wieder diese zahllosen Momente besitzen würde, die dafür sorgen, dass es einem letztlich weitaus schneller ans Herz wächst, als man zunächst vielleicht vermuten würde. Sei es der bewegende Bläsereinsatz von „Junk-Drawer Sorrow“, die elegante Gesangslinie in „The Black-Ice World“, der überraschende Richtungswechsel von „I Met Rebecca“ oder auch das gemütlich klimpernde Klavier in „Surgery“ – es sind viele kleine Dinge, die dieses Album als Ganzes so stark machen. „The Eternity Of Dimming“ zeichnet sich durch eine Ausgewogenheit und Verlässlichkeit aus, die es schnell zum treuen Begleiter werden lässt und eines Tages vielleicht dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen wird, welche Erinnerungen man mit der Zeit verbinden wird, als „The Eternity Of Dimming“ Dauergast im eigenen Plattenspieler war.

Kilian Braungart

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