Rezension

Friendly Fires

Pala


Highlights: -
Genre: Diskopop
Sounds Like: Prince // Glasvegas // I AM X // George Michael

VÖ: 13.05.2011

Waren Friendly Fires auf ihrem Erstling nur eine Indietronicband von vielen, gehen sie nun in die Vollen. Weit, weit weg von den entferntesten Ansätzen von Lofi- oder Garagesound, Gitarrengeschrammel, hin zum perfekten Popalbum, so das Ziel. Dabei bedienen sich die drei Briten vor allem in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts – und zwar bei allem, was unter einer riesigen Glitzerkugel Platz hatte. Das Ergebnis ist schön und bunt anzuschauen, wenn man sich auf das Papageiencover von „Pala“ beschränkt.

Innerhalb der Verpackung stößt man schnell an seine Grenzen. Mit offenem Mund starrt man die Boxen an, unsicher, ob das, was dort gerade hinausdringt, wirklich wahr ist. Gestern noch über Glasvegas‘ Versuch gelästert, sämtliche Keyboardsoli des Stadionrock auf eine ganze Platte zu bannen, heute Fassungslosigkeit über die Steigerung dessen. Triefender Pop, der klebriger kaum sein könnte und wohl selbst für diverse Casting- und Songcontestwettbewerbe zu kitschig ist. Ob „Live Those Days Tonight“, „Blue Cassette“, „Running Away“, „Hawaiian Air“ oder alle anderen Stücke – der Bogen ist einfach überspannt. „Pala“ besteht aus einem zu unendlicher Höhe aufgetürmten Haufen seichter Synthieklänge, vermischt mit ultraseichtem Singsang. Man hat das Gefühl, sämtliche Schmalzdiskoplatten der 80er wollen sich innerhalb von 44 Minuten für ihr jahrzehntelanges Dasein in den 1-Euro-Wühltischen der Second-Hand-Läden rächen.

Dabei schafft es die Band immerhin, das Prinzip Autounfall zu perfektionieren: Man will nicht hinsehen, aber irgendwie treibt einen die eigene Neugier doch zum Gaffen. So schlecht und übel „Pala“ auch sein mag, es klebt sich im Player fest, mit der Hoffnung, den Songs doch noch etwas abgewinnen zu können. Zumal scheinbar nach den Melodien gesucht wurde, die mit maximaler Eingängigkeit in den Nervenzellen des Hörers hängen bleiben. Und so setzt sich ein „Show Me The Lights“ schon mal dort fest, aber auch nur, solange man in einer Art Schockzustand verharrt. Halbwegs zurechnungsfähig bleiben als Urteil nur ein paar wirre Blicke und ein ungläubiges Kopfschütteln in Richtung Musikanlage.

Klaus Porst

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