Rezension

Freiburg

Brief & Siegel


Highlights: Kanüle Abwärts // Sommer, Roggen Und Er // Tote Herzen
Genre: Post-Hardcore // Punk // Rock
Sounds Like: Turbostaat // Düsenjäger // Frau Potz

VÖ: 02.10.2015

Mal angenommen, Turbostaat wären ein existierender Staat, Freiburg hätten mit ihrer dritten LP „Brief & Siegel“ die Chance auf den Hauptsitz im Post-Punk-Staat. Wenige kanalisieren gerade Wut und Kompromisslosigkeit besser in zweieinhalbminütiger Angepisstheit als die Herren aus Gütersloh. Natürlich schwingt der Einfluss der Flensburger Punk-Institution mit, gerade die kryptischen Songtitel und der brüllende Sprechgesang lassen keinen anderen Vergleich zu.

Von einer Kopie kann aber nicht die Rede sein. Freiburg gehen eigenständige Punk-Songs von der Hand, die keine Umwege machen, direkt zur Sache kommen und alles unter drei Minuten klargestellt haben. Markus Siegenhorst sorgte im DO-Studio für den nötigen Bums, um den kritischen Texten den nötigen Nachdruck zu verleihen. „Tote Herzen schlagen nur für Ihr Land“, schreddert es in „Tote Herzen“ und übt damit aktuelle Gesellschaftskritik. „Kanüle Abwärts“ schreit die wieder aufkeimende politische Rechtsorientierung in Grund und Boden, räumt der Musik aber mehr Eingängigkeit ein und beschert der Platte damit einen heimlichen Hit. „In Der Vergangenheit“ setzt dann mit sich aufbauenden Gitarrenwänden und verzweifeltem Gesang einen dramatischen Schlusspunkt hinter diesen halbstündigen Wutausbruch.

This Charming Man Records haben mit Freiburg eine tobende Punk-Institution aufgezogen, die es eindrucksvoll schafft, sich von allen Referenz-Klängen zu etablieren und mit „Brief & Siegel“ ein lautes Ausrufezeichen durch die Boxen zu schrammeln. Mit dieser starken Platte und einer gesunden Portion Wut im Bauch werden ihre Konzerte unter Garantie in Erinnerung bleiben.

Sönke Holsten

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