Rezension

Fraktus

Millennium edition


Highlights: Affe Sucht Liebe (Alex Christensen Remix) // Mann // Kleidersammlung
Genre: Techno
Sounds Like: Fraktus // Jacques Palminger & The Kings of Dubrock // Studio Braun

VÖ: 09.11.2012

Jeder unserer Leser sollte es mittlerweile mitbekommen haben: Nein, Fraktus haben nicht den Techno erfunden. Westbams größter Hit wurde auch nicht von ihnen beeinflusst, Hans Peter Baxxter hat auch ohne sie angefangen, Musik zu machen, und auch Blixa Bargeld hat von Dickie Schubert, Bernd Wand und Torsten Bage bis vor wenigen Monaten noch nie etwas gehört. Sie schreiben auch nicht das letzte Kapitel der Musikgeschichte – dafür aber ein sehr ironisches, unterhaltsames, in gewohnter Manier komisches und vor allem realistisches.

Natürlich lässt sich ein Album, welches alles andere und nicht zuletzt sich selbst so geschickt auf die Schippe nimmt, nicht ernsthaft bewerten. Bewerten lässt sich jedoch die bewundernswerte Konsequenz, mit der die Hamburger Vollspinner Rocko Schamoni, Heinz Strunk und der Ober-Irre Jacques Palminger Fraktus aufziehen. Das geht soweit, dass, wer sie nicht kennt, durchaus glauben kann dass Fraktus genau so existiert haben. Die gemeinsame Telefoncomedy als Studio Braun ist nun seit ungefähr zehn Jahren tot – die drei haben genau zum rechten Zeitpunkt aufgehört, bevor ihre Telefonspäße den Zenith überschritten hätten und idiotischer Ramsch wie Paul Panzer das Genre zu verhunzen begann. Nach Jahren am Hamburger Schauspielhaus nun dieses umfassende, bereits seit 5-6 Jahren geplante Projekt aus dem Hut zu zaubern: Chapeau.

Und dazu gehört eben auch die "Millenium Edition", angeblich ein Best Of der früheren Alben "7353=057" (ein Albumtitel, der tiefgründiger ist als er scheint: tipp es in deinen Taschenrechner ein und dreh ihn um!), "Tut Ench Amour" und "Automate". Die "damaligen" Songs sind so gekonnt vom Münsteraner Carsten Meyer aka Erobique und Bernd, Dickie und Torsten angefertigt, dass sie sich nahtlos in die reale Zeitgeschichte einfügen könnten. Dazu tragen Sie die von Studio Braun gewohnte irre Komik und Abgedrehtheit – siehe z.B. "Kleidersammlung". Was für ein herrlicher Quatsch! Für den "Affe Sucht Liebe"-Remix gelang es sogar, Alex Christensen zu gewinnen, der dem ganzen Zinnober die Spitze aufsetzt und sich (siehe auch der Film) nicht zu schade dazu ist, sich komplett selbst auf die Schippe zu nehmen.

Dieses Album wird natürlich nicht die Musikgeschichte verändern – wie auch, das hat es ja schon vor fast 30 Jahren. Fast. Eine grandiose Unterhaltung und einen Heidenspaß bietet es auf jeden Fall. Studio-Braun-Fans mögen Jahre nach riesigem Humor der Drei in ihrer Kombination gelechzt haben. Hier ist er, in all seiner Pracht.

Daniel Waldhuber

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