Rezension

Folly & The Hunter

Tragic Care


Highlights: Vultures // Ghost // There Are No Great Redeemers
Genre: Folk // Indie-Pop
Sounds Like: The Wilderness Of Manitoba // Half Moon Run // Dark Captain Light Captain

VÖ: 11.04.2014

Wenn man das Sprichwort „Ein Gentleman genießt und schweigt“ auf Musikliebhaber übertragen würde, wären Folly & The Hunter wohl genau die Art von Band, auf die es zutrifft. Denn die Jungs aus Montréal, die mit ihrem Debüt „Residents“ vor drei Jahren schon den einen oder anderen Folk-affinen Fan für sich gewinnen konnten, machen Musik, über die man eigentlich keinerlei Worte verlieren möchte. Und das nicht etwa, weil sie so nichtssagend wäre, sondern schlicht deswegen, weil man ihrem entzückend-melancholischen Indie-Folk am liebsten einfach nur lauschen würde, ohne großartig darüber nachzudenken, was genau ihre Musik denn nun so besonders und hörenswert macht.

In einem Genre, in dem sich langsam, aber sicher eine gewisse Übersättigung einzustellen scheint, muss man in der Regel irgendwie aus der Masse herausstechen, um sich Aufmerksamkeit zu verdienen. Folly & The Hunter scheint das jedoch überhaupt nicht zu kümmern. Sie versuchen gar nicht erst, das Rad neu zu erfinden, sondern genügen sich vielmehr damit, relativ simple Folk-Songs aus wohlig warmen Melodien und verträumten Arrangements zu stricken. Lyrisch verarbeiten sie auf „Tragic Care“ – wie schon so viele vor ihnen – zerbrochene Beziehungen sowie andere persönliche Rückschläge und emotionale Tiefpunkte. Musikalisch pendeln sie zwischen astreinem Folk mit winterlichem Berghüttencharme („There Are No Great Redeemers“) im Stile ihrer Landsmänner von The Wilderness Of Manitoba, Akkordeon-Balladen à la Sharon Van Ettens „Love More“ („Tragic Care“) und immer wieder eingestreuten, langen Instrumental-Passagen, die ein wenig an den Post-Rock von Sigur Rós erinnern („Mask“).

Im Grunde ist „Tragic Care“ also alles andere als ein einzigartiges, geschweige denn weltbewegendes Album. Dennoch fällt es unheimlich schwer, Folly & The Hunter ihre vermeintliche Ambitionslosigkeit anzukreiden. Zum Glück muss man das aber auch gar nicht, wenn man sich einfach keine allzu großen Gedanken macht und stattdessen lediglich hinhört, genießt und schweigt.

Paulina Banaszek

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