Rezension

Florence And The Machine

How Big, How Blue, How Beautiful


Highlights: Third Eye // Delilah
Genre: Pop // Soul
Sounds Like: Kate Nash // Lana Del Rey // Birdy

VÖ: 29.05.2015

Klarheit, so hat Florence Welch jüngst in einem Interview erklärt, sei etwas, das sie im Entstehungsprozess zu „How Big, How Blue, How Beautiful“ gesucht habe. „Don't touch the sleeping pills / They mess with my head“, skandiert Welch dementsprechend zum Auftakt ihres dritten Albums. Nach ihrem rasanten Aufstieg zu einem der Lieblinge von Fans und Presse insbesondere in Großbritannien haben sich in Welch Zweifel breitgemacht über das, was ist, und über das, was wird. „Did I build this ship to wreck?“, die Leitfrage im Opener „Ship To Wreck“, lässt sich somit als ein Innehalten über das große Ganze verstehen. Es gibt den Ton vor für ein über weite Strecken nachdenkliches Album, dem es an Kraft nicht mangelt, wohl aber am Glanz des Vorgängers.

In „What Kind Of Man“, der ersten Single-Auskopplung, zeigt Welch ein wütendes Gesicht, nur um sich im darauf folgenden „How Big, How Blue, How Beautiful“ wieder zurückzunehmen. Der Umgang mit den Emotionen wirkt zuweilen erstaunlich abgeklärt für eine Frau von gerade einmal 28 Jahren. Anders gesagt: Welchs Qualitäten liegen nicht zuletzt dort, wo sie live singen kann; auf CD wirken die Arrangements zuweilen ein Stück weit entrückt.

Bekommen auf „How Big, How Blue, How Beautiful“ gerade die (Blech-)Bläser mehr Raum, was allem einen leicht pathetischen, britischen Anstrich verleiht, hat das Klavier, einer der Stars des Vorgängers, eigentlich nur einen echten Auftritt in „Delilah“, das in seiner swinghaften Art zugleich eines der starken Stücke des Albums ist. Am ehesten knüpft „Third Eye“ an die Hits von „Ceremonials“ an. An solch mitreißenden Songs fehlt es der neuen Scheibe von Florence And The Machine ansonsten leider.

Aber gut, es ist nachvollziehbar, dass Florence Welch mit „How Big, How Blue, How Beautiful“ keine bloße Kopie des großen Vorgängers liefern wollte. „Third Eye“ ist als für sich stehender Song dementsprechend eine Hommage an die letzten Jahre – und garantiert wird die gebürtige Londonerin uns noch so manchen Kracher diesen Kalibers liefern –, für den Moment hat sie aber die Radiokompatibilität und den Erfolg der meisten Stücke einem in der Summe schwelgerischen Langspieler geopfert. Ein zurückhaltendes Lied wie „Queen Of Peace“ ist zwar auch im Radio denkbar, dann aber eben als melancholischer Ausreißer im Stile einer Lana Del Rey und ihrer „Summertime Sadness“.

Mischa Karth

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Ship To Wreck

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