Rezension

Flobots
Fight With Tools
Highlights: Handlebar // Rise // Same Thing // Fight With Tools
Genre: Festivalrap // Crossover // Alt Rap // Indie-Rap // 90s Poprap
Sounds Like: Linkin Park // Jay-Z // Busta Rhymes // The Roots // Wu-Tang Clan // Rage Against The Machine // Red Hot Chili Peppers // Green Day feat. U2 // Such A Surge // Fall Out Boy
VÖ: 24.10.2008

Change we can believe in. Matthew Herbert wirft derzeit in der Spex Nas, USA for Africa und anderen politisch ambitionierten Künstlern und ihren Stücken vor, sie, bzw. ihre Musik seie käsig, Kitsch, vor allem aber ohne Substanz, nämlich nicht in der Lage oder nicht einmal willens, Zusammenhänge zwischen Problemen zu erkennen bzw. zu benennen. Nicht genannt werden von Spex und Herbert, aber durchaus betroffen von den Vorwürfen sind die vielzähligen Künstler und Bands aus dem politisch linken Umfeld des Rap, Punk und Weltmusik. Beispielhaft zu benennen wären all die Folkpunk-, Ska- und Punk-Rap-Bands, die sich alljährlich auf den großen Rockfestivals abwechseln, mit Stinkefingern an die Regierenden um sich werfen, und eben auch die hier zu besprechenden Flobots. Natürlich passt der Anspruch des Mr Herbert von vornherein nicht auf diese Musik, aber dennoch darf gefragt werden, ob dieses peinlich floskelhafte, oberflächlich unreflektierte Aufklärergehabe mit Wutgarantie so sein muss oder hilft. Allgemein gilt es sicherlich, von Song zu Song und Band zu Band zu differenzieren, bei den Flobots jedoch …
Musik für die Rock-am-Ring- und Southside-Meute, Rap ohne größeres Können, aber mit Punk- und Folk-Anteilen, ambitioniert nach Roots oder Wu-Tang Clan klingen wollend und doch irgendwie bei dem Niveau von Linkin Park vs. Jay-Z oder Linkin Park vs. Busta Rhymes endend. Also wirklich am unteren Ende der Toleranzgrenze. Textlich sprechen Zeilen wie „Don’t Let Them Assassinate Hugo Chavez, Don’t Let Them Assassinate Evo Morales“ oder „Free Mumia ... / … / … And Legalize Weed“ Bände (beides in „Same Thing“). Hysterisches Lachen vor den Boxen, so viel – vorsichtig formuliert – Bockmist auf einem Haufen tut weh. Ein Wunder, dass nicht noch ein Haufen Verschwörungstheorien um die Regierung Bush und den 11. September 2001 zitiert werden. Unzweifelhaft haben ihre Anliegen zumeist eine Berechtigung, wirft manch ein Vorgehen der CIA im letzten Jahrhundert ein schlechtes Licht auf die USA und den Westen. Doch textliche und musikalische Umsetzungen durch die Flobots floppen vollkommen.
„Fight With Tools“ ist Crossover, HipHop mit Gitarren, der in Deutschland mehr oder weniger gelungen von Such A Surge gespielt wurde. Freundlich formuliert kommen die sieben Mitglieder der aus Denver stammenden Truppe also zehn Jahre zu spät. Unfreundlich sind es schon fünfzehn Jahre. Fügten die Flobots diesem Genre irgendetwas Neues hinzu, ließe sich darüber hinwegsehen, aber bis auf den Einsatz eines Cellos – besonders gelungen und tatsächlich richtig gut in „Stand Up“ – sticht da nichts, wirklich gar nichts heraus. Pures Mittelmaß, dessen einzige Funktion sein dürfte, dem Musiker und dem Hörer das Gefühl zu geben, seiner Pflicht nach Meinungsäußerung, nach Verteidigung der Demokratie und der Menschlichkeit durch das Produzieren und Hören von „Fight With Tools“ nachgekommen zu sein, bzw. beim Energie-, Emotions- oder Empörungs-geladenen Besuch eines Konzerts nachzukommen. Also immer dran denken, „There’s A War Going On For Your Mind“ und „Together We Rise“ und … „We Are Winning“, hoffentlich.
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