Rezension
Fight Like Apes
Fight Like Apes And The Mystery Of The Golden Medallion
Highlights: Jake Summers // Battlestations // I'm Beginning To Think You Prefer Beverly Hills 90210 To Me
Genre: Poprock
Sounds Like: Los Campesinos! // The Sounds // The Donnas
VÖ: 04.09.2009
Nichts signalisiert so deutlich, dass man älter und langweiliger wird, wie Sätze mit "Die Jugend von heute..." zu beginnen oder ähnliche Aussagen über jüngere Generationen zu treffen. Nun, der Rezensent will sich zwar noch nicht sämtlicher Jugendcoolness beraubt sehen und lädt auch sonntags noch keine Tanten eigenmächtig zu Kaffee und Kuchen ein, doch trotzdem möchte er diese Rezension mit dem Niederschreiben jenes Gedankens beginnen, der ihm beim ersten Hören von "Fight Like Apes And The Mystery Of The Golden Medallion" gekommen ist: So freche Bands wie Fight Like Apes hätten WIR früher nicht gegründet!
Dabei scheint es eigentlich gar nicht mehr so sonderlich originell zu sein, ausgeflippt-zappelige Popmusik mit verrückten, respektlosen Texten zu kombinieren und dem Ganzen dann am besten noch bescheuerte Titel zu verpassen - das haben Los Campesinos! letztes Jahr mit gleich zwei Alben bewiesen. Und doch wirken Fight Like Apes noch einmal weitaus mehr so, als wollten sie alle modernen Theorien über in Teeniekreisen grassierende Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizitssyndrome eigenhändig bekräftigen - und das ganz ohne Gitarren.
Das wohl beliebteste Instrument der Bandmusik wird hier nämlich außen vorgelassen und stattdessen seinem buckeligen Bruder - dem Bass - und einem Doppelpack Synthesizer beziehungsweise Keyboards die Hauptrolle zugestanden. Kombiniert mit mal äußerst wohlklingendem, mal eher hysterischem Frauengesang entstehen so Songs, die das Kainsmal POP zwar nie wirklich von ihrer Stirn wischen können, aber eigentlich immer unverschämt viel Spaß machen - mal wegen ihrer Eingängigkeit ("Something Global"), mal wegen ihres unerwartet schlauen Aufbaus ("Battlestations", "Lumpy Dough"), mal wegen ihrer unmöglichen Texte ("Digifucker") und mal auch wegen einer Kombination aus allem: Siehe der Überhit "Jake Summers", das einem den Ohrwurm mit der Nagelpistole in die Gehörgänge schießt und noch dazu die Frage aufkommen lässt, wann man zuletzt eine Frau soviel am Stück hat pöbeln hören.
Das Ganze mag und wird auf viele wahrscheinlich allzusehr albern, anspruchslos und infantil wirken und der Fakt, dass The Prodigy sich unlängst als Fans der jungen Iren outeten und sie gar mit auf Arenatour nahmen, wird daran wohl auch nicht viel ändern. Fight Like Apes koten gepflegt auf diese Vorwürfe, indem sie gleich explizit eine Handvoll Kinderlieder verwursten ("I'm Beginning To Think You Prefer Beverly Hills 90210 To Me") und sich quasi nebenbei mit einem gelungenen Cover des wohl sympathischten Noiserockers der letzten Jahre (Mcluskys "Lightsabre Cocksucking Blues") Street-Cred verschaffen. Und außerdem: Wer sich über zu sehr ausgelebte Kindlichkeit echauffiert, vermisst meistens selber nur die Tage, an denen er noch ohne Schamgefühle über Furzkissen lachen konnte. Ach ja, die Jugend von heute - wären wir mal so gewesen.
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