Rezension
Fenster
Emocean
Highlights: Mental Blues // Samsons Theme // Memories // Off The Cahin
Genre: Science-Fiction-Soundtrack
Sounds Like: Brian Eno // Harold Budd // Edvard Grieg // Ωracles
VÖ: 04.09.2015
Auf geht die Reise! Anfangs scheint alles noch ganz normal: die Band fährt nichts ahnend mit dem Tourbus durch die Gegend, jeder ist beschäftigt, die einen damit, den richtigen Weg zu finden, die anderen beim Gameboyspielen. Bis sie einen großen Fehler begehen und den Gameboy mit dem Auto verbinden. Wer hätte geahnt, dass man dadurch ein Tor zu einer anderen Dimension erschaffen kann?! Wenn man das richtige Gameboyspiel einlegt, scheint alles möglich zu sein. Dann verschwindet die Welt um einen herum und man wird in einen Strudel aus bunten Farben und verwirrenden Klängen gerissen – und landet im großen Unbekannten.
Nach einem ersten Schreckmoment, den die rasante Dimensionsreise mit sich bringt, kommt dann doch der Forschungs- und Entdeckungstrieb bei den Reisenden durch. Die Reisenden: Jonathan Jarzyna, JJ Weihl, Lucas Ufo und Will Samson, auch bekannt als die Band Fenster. Natürlich wollen sie in der surrealen Umgebung unbedingt überleben... und irgendwie einen Weg zurück in die Realität finden. Wenn sie noch wüssten, was das eigentlich ist, diese Realität! Denn wer sagt eigentlich, dass die Dimension, in der wir uns just in diesem Moment befinden, eigentlich die einzig wahre, reale ist?! Dieser und anderen Fragen gehen Fenster in ihrem Film und dem dazu gehörigen Soundtrack "Emocean" nach.
Und wie klingt "Emocean"? Zeitweise nach der "Halle Des Bergkönigs" aus Edvard Griegs Schauspielmusik zu Peer Gynt, nach sowjetischen Zeichentrickserien über die Eroberung fremder Planeten, nach Soundsphären, wie sie Brian Eno oder Harold Budd zu inszenieren wussten.
Fenster erweitern ihren ohnehin schon facettenreichen Sound, indem sie Elemente aus zarten Indieklängen mit düsterer Elektronik mischen, Synthpop und künstlich erschaffene orchestrale Elemente dazu packen – und zu guter Letzt alles durch die Sci-Fi-Maschine drehen.
Die Klänge erzeugen selbst dann die abgefahrensten Bilder im Kopf, wenn man den Film nicht gesehen hat, wirken illustrierend und lassen die Gedanken fliegen. Zum Beispiel zum Auberginen-Planet, auf dem alle nur zu große, dunkle Sakkos tragen und an die grauen Herren bei Momo erinnern, die hier aber nicht die Zeit stehlen, sondern in ihrer zur Trägheit erzogenenen Art gestohlen bekommen, während die Mächtigen wunderschöne Wesen den Laufsteg entlang laufen lassen, um sich an ihnen zu bezirzen. So viel vom Film wurde vorab schon über Arte veröffentlicht, alles andere gibt es aber erst auf Tour zu sehen. Dann werden Fenster in alter Stummfilmmanier ihre Musik zu ihren Bildern reproduzieren und die Zuschauer mit auf die Reise in eine andere Dimension nehmen.
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