Rezension
Fatima Al Qadiri
Asiatisch
Highlights: Shanzhai // Szechuan // Wudang // Hainan Island // Shenzhen // Shanghai Freeway
Genre: Sinogrime // Electro
Sounds Like: Teriyaki Boyz // Ayshay // Perera Elsewhere // M.I.A.
VÖ: 09.05.2014
Nicht wenige Musiker sind eigentlich oder zumindest nebenbei auch bildende Künstler. Kommt die Künstlerin dazu ursprünglich aus dem Emirat Kuwait, erscheint es wahrscheinlich, dass sowohl bildende als auch musikalische Arbeiten von der dortigen Kultur geprägt sein könnten – und sei es nur dadurch, dass dort Pop-Kultur aus allen Bereichen des Globus verfügbar ist.
Diese Beschreibungen beziehen sich auf Fatima Al Qadiri, die nach einigen EPs nun ihr Album-Debüt vorlegt. Unter dem Titel “Asiatisch” veröffentlicht sie ein Konzeptalbum, das ihre Wahrnehmung des westlichen Bildes von China vertont. “Asiatisch” will kein China-Album sein, sondern ein Album über das imaginäre China, das in der westlichen Popkultur abgebildet wird. Das Infragestellen und Offenbaren des häufig impliziten Rassismus dieser spezifischen westlichen Verzerrung lässt sich selbstverständlich auch auf weitere Bereiche der westlichen populären Wahrnehmung verallgemeinern.
Auch wenn Al Qadiri es vermeidet, die Stücke in konzeptueller Künstlichkeit zu ersticken, funktioniert das Album nicht wirklich als solches. Nimmt man jedoch die zehn Tracks der Platte einzeln, findet sich mehr als eine Nummer, die das Album lohnenswert macht. Am besten ist “Asiatisch” dann, wenn Al Qadiri scheinasiatische Klangkonstrukte mit reduzierten Bässen untermalt. Die Bässe wiederum verbinden das Albumkonzept mit dem veröffentlichenden Label Hyperdub und dessen Wurzeln im UK-Garage. Dieser Grundcharakter von Al Qadiris Fake-Asien-Tracks wird bereits im vorab veröffentlichten “Szechuan” deutlich, zeigt sich aber noch klarer in Stücken wie “Hainan Island” oder “Shenzhen”. “Shanghai Freeway” wiederum verdeutlicht, wie wenig unsere Wahrnehmung fremdländische Klänge – hier karibisch und asiatisch – auseinander halten kann. Zuletzt darf auch das pseudo-chinesische “Nothing Compares 2 U”-Cover “Shanzhai” in seiner positiven Kitschigkeit nicht unerwähnt bleiben.
“Asiatisch” als Album ist sehr homogen gelungen. Diese Homogenität erzeugt auf Albumlänge aber durchaus eine gewisse Langeweile. Nichtsdestotrotz präsentiert Fatima Al Qadiri ein durchaus überzeugendes erstes Album.
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