Rezension
Fang Island
Major
Highlights: Make Me // Asunder // Dooney Rock
Genre: Rock
Sounds Like: Andrew W.K. // Japandroids // Cymbals Eat Guitars
VÖ: 27.07.2012
Großer Kritikpunkt an deutschen Schulen: Die Klassengröße. Wer mag schon 32 frühreife, herumtollende Kinder auf einmal beaufsichtigen? Klare Lösung hier, wenn man nicht auf Zombiedrogen wie Ritalin zurückgreifen will: Problemlinderung durch Lerngruppenverkleinerung, Ruhe und Disziplin verdrängen Chaos und Albernheiten.
Mag im schulischen Kontext Früchte tragen – wenn man jedoch Fang Island, das musikalische Pendant einer hyperaktiven Schulklasse, um immerhin 40% ihrer Mitglieder stutzt, scheint das zunächst herzlich wenig zu ändern: Noch immer hat man das Gefühl, dass hier nunmehr drei Kindsköpfe stets das tun, worauf sie gerade Bock haben. Namentlich ist dies extrem energetischer Rock, der im Vergleich zum Debüt weniger versucht, am Postrock zu kratzen und dafür lieber die Partyregler noch stärker aufdreht – ob das nun bedeutet, einfach mal mit einem anderthalb Minuten langen Glamrockriff zum Penisvergleich gegen Andrew W.K. anzutreten oder kurz vor Schluss einfach mal da den Rhythmus zu wechseln, wo es dramaturgisch wahrscheinlich mal überhaupt keinen Sinn ergibt („Asunder“). Vielleicht versteckt sich die passendere Analogie doch im Titel des Openers: „Kindergarten“.
Wo die Analogie jedoch in jedem Falle passt: Genauso, wie es meistens dennoch Spaß macht, von durchgedrehten Kinderhorden umwuselt zu werden, ist es einfach unterhaltsam, Fang Island zuzuhören – obwohl oder gerade weil es im Endeffekt einfach drei New Yorker sind, die sich austoben. Eher monoton wird es höchstens dann, wenn wie auf „Kindergarten“ oder gen Ende des Albums das Tempo gedrosselt wird. Weitaus mitreißender und quasi das Antonym des Begriffs „Geschwindigkeitsbegrenzung“ dagegen ein Song wie „Dooney Rock“, der solange an Speed zulegt (gerne in beiden Bedeutungen des Wortes), bis er nach dreieinhalb Minuten lediglich aus Erschöpfung aufzuhören scheint. Für eine Band wie Fang Island wurde das Wort „quirlig“ quasi erfunden. Die Mitgliederreduzierung ändert daran nichts – und mit der Ritalinmethode sollte man vielleicht noch ein paar weitere so spaßige Alben wie „Major“ abwarten.
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