Rezension

Ez3kiel

Battlefield


Highlights: Adamantium // Spit On The Ashes // The Montagues And The Capulets
Genre: Industrial // Dub-HipHop // Alternative // Krautrock
Sounds Like: Faust // Dälek // Nine Inch Nails // Tom Waits // Soulsavers // Themselves // Flying Lotus // Primus // Pivot // Aereogramme

VÖ: 15.05.2009

In Momenten, wenn ein Album ein Jahr braucht, um nach einer Veröffentlichung in Frankreich auch in Deutschland auf den Markt zu kommen, kann der Musikfreund an der beschworenen Globalisierung zweifeln. Nicht lange jedoch braucht es, bis er sich nur noch freut, dass Ez3kiels „Battlefield“ nun auch hierzulande regulär erhältlich ist.

Zunächst lässt sich kaum erkennen, wieso die Gruppe in die Kategorie Dub eingeordnet wird, erscheinen doch progressiver Rock, Industrial oder HipHop als viel treffendere Genres. Über weite Strecken bestimmt eine Verschränkung von HipHop-Beats und gewaltigen Industrial-Arrangements das Album, die es fast als bombastische, mit Steroiden vollgepumpte Version des TripHop erscheinen lässt. In dieser Beschreibung verdeutlicht sich jedoch die Richtigkeit der Dub-Zuordnung. Zunächst zehren sowohl HipHop wie TripHop von den Dub-Vorfahren, zudem aber lassen sich die Haupteigenschaften des Dub hier in einer industriell verbrämten, barock geschmückten Umdeutung nachvollziehen. Der weitgehende Verzicht auf Gesang, der dann und wann – wie auch die anderen Spuren der Musik – ein- und ausgeblendet wird und die laufende Variation der Spuren mittels verschiedener Effekte um den immer im Zentrum stehenden Rhythmus herum, all dies findet sich ebenso in der Definition des Dub als Genre wie in Ez3kiels Stücken auf „Battlefield“.

Das eröffnende „Adamantium“ führt einerseits auf die falsche Fährte, indem es Erwartungen progressiver Natur an das Album erzeugt, die nur zu Beginn durchgehend erfüllt werden, andererseits aber deutet sein von Effekten umlagertes auf das Schlagzeug fokussiertes Arrangement an, wie fordernd das Schlachtfeld für den Hörer sein wird. Vielfältig kreisen Instrumental- und Rhythmuslinien umeinander, sind miteinander verschachtelt, gehen einen Moment im Gleichtakt und stoßen plötzlich frontal aufeinander. Allein dieser erste Track lohnt die Auseinandersetzung mit „Battlefield“. „Volfoni’s Revenge“ schließt ähnlich an, ist aber harmonischer gestaltet und erzeugt mehr Assoziationen der Weite. Sägende Streicher zerbrechen diese, fokussieren unseren Blick auf einen Punkt, predigende Vocals erklingen und plötzlich erscheint die Welt des Songs ganz eng.

Der weitere Verlauf des Albums entwickelt sich anders. Neben der „Avantgarde-Country“-Miniatur „Coal Flake“ und dem stimmungsvoll unterkühlten Instrumental-Lullaby „Lull“ gehört das ekstatische, chaotisch lärmende „Firedamp“ mit explodierenden Gitarren und stürmenden Drums zu den Stücken, welche den geschlossenen Fluss des Albums zersetzen. Dazu findet sich HipHop in den dick aufgetragenen Beats und flirrenden Melodiefetzen von „Break Or Die“, das mittels wabernder Bässe und schneidender Gitarren in Crossover-Gewässern treibt, die selten so faszinierend schillerten. Auch „Alignment“ ist am ehesten als Alternative HipHop zu klassifizieren. Voller Glockenklänge, sirrender Vibrationen und überraschender Tempowechsel erzeugen Ez3kiel hier eine ungemeine Spannung.

Den Grundcharakter des Albums, wie ihn „Volfoni’s Revenge“ und „Adamantium“ andeuten, festigen „The Wedding“, „Spit On The Ashes“ und „The Montagues And The Capulets“ trotz großer vorhandener Unterschiede. In „The Montagues And The Capulets“ vollziehen Ez3kiel zwischen osteuropäischer Folklore, elektronischer Polka und bedrohlich düsterer musikalischer Kulisse Prokofjews klangliche Darstellung von Romeo und Julia nach, während sie in „The Wedding“ ruhig dahinfließend Bläser und Schlagzeug miteinander verweben und Schicht um Schicht eine gravitätisch klingende Skulptur voller Drama und Tragik erschaffen. Während das abschließende „Wagma“ Ez3kiel noch einmal in all ihrer musikalischen Gewalt zeigt, becirct „Spit On The Ashes“ voller symphonisch poppiger Leichtigkeit. Es überrascht mit ebenso zuckrig süßem wie verquerem Gesang, ergeht sich in progressivem Bombast und endet in klingender Spieluhrstille.

„Battlefield“s Stärke wie Schwäche liegt in der Vielfalt der Stücke. Sie präsentieren Ez3kiel als Schöpfer eines undefinierbaren Klangs zwischen Industrial, Noise, HipHop, Alternative, Dub und Electro, überanstrengen aber auf Dauer potentiell den Hörer. Erschöpft wendet er sich ab von den faszinierenden Landschaften, den ausbrechenden Energiestürmen, den spannungsgeladenen Melodiesphären. Dennoch bleibt Ez3kiels sechste Platte ein monumentaler Koloss voller pochender Industrial-Sounds und progressivem Bombast.

Oliver Bothe

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