Rezension

Evelyn Evelyn

Evelyn Evelyn


Highlights: Evelyn Evelyn // Love Will Tear Us Apart
Genre: Theaterpop
Sounds Like: Amanda Palmer // Dresden Dolls // Jason Webley

VÖ: 26.03.2010

Amanda fuckin‘ Palmer ist ein Phänomen. Zusammen mit Brian Viglione schuf sie vor gut zehn Jahren die Dresden Dolls – ein Duo, das aus Klavier, Schlagzeug und Gesang bestand und von den 1920er Jahren bis heute jedes Musikgenre in eine neue, eigentümliche Kabarettform verwandelte. Später, mit ihrem Soloalbum „Who Killed Amanda Palmer“, führte sie diesen Ansatz fort, präsentierte das Album live mit einer Theatergruppe und wurde von mehreren Musikern unterstützt, unter anderem von dem merkwürdigen Jason Webley. Mit diesem gründete Palmer nun Evelyn Evelyn, der Geschichte nach ein „Duo“ aus aneinander gewachsenen Zwillingen.

Welche Story genau hinter diesem Projekt steht, erklärt in traurigen Worten der erste Song „Evelyn Evelyn“. Mit viel Pathos, zarten Klaviertönen und Streichern besingen die Zwillinge hier ihre Lebensgeschichte. Die nachfolgende Nummer "A Campaign Of Shock And Awe" thematisiert wiederum das tragische Schicksal der Zwillinge (Eve und Lyn), die ihr Dasein als Attraktion in einem Zirkus fristen müssen. Bläsereinlage und Kirmesfeeling inklusive. Man merkt den beiden an, dass sie bei den Albumaufnahmen viel Spaß hatten. Genüsslich spielen sich die zwei durch diverse Musikstile, sei es Country („You Only Want Me `Cause You Want My Sister“), 80er Stadionrock („My Space“) oder Kindermusik („Elephant Elephant“). Zusätzlich gibt es Kuriositäten wie das verrückte „Chicken Man“, das wohl der passendste Song gewesen wäre, die neueste Alice-im-Wunderland-Verfilmung von Tim Burton zu untermalen.

Herrlich, wie schräg sich beide durch den Gaga-Text von „Elephant Elephant“ singen, Tubasolo inbegriffen. Zum Ende präsentieren die Zwei eine wunderschöne Version von Joy Divisions „Love Will Tear Us Apart“. Begleitet nur von einer Ukulele hauchen die beiden so schön dieses Lied herunter, dass sie mal eben alle Versuche Nouvelle Vagues, Songs derart neu zu verpacken, locker in die Tasche stecken. Kernstück des Albums ist die dreiteilige Story „The Tragic Events Of September“, so etwas wie ein Hörbuch, von gruseligen Samples untermalt erzählen uns die Zwillinge hier auf zwanzig Minuten düstere Geschichten. Zu einem breiten Grinsen verleitet auch „My Space“, das an „Time Of My Life“ aus „Dirty Dancing“ erinnert, zusätzlich aber noch ein Gitarrensolo à la „The Final Countdown“ eingebaut hat. Großartig.

Klaus Porst

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