Rezension

Esteban's

Serenity


Highlights: Lonely Days // This Hollow Town
Genre: Pop
Sounds Like: Brendan Benson // Ben Lee

VÖ: 17.07.2009

Es ist Sommer! ... Naja, zumindest theoretisch. Wer weiß denn schon, was für eine Jahreszeit wir eigentlich gerade haben, wenn sich wie dieses Jahr trockene Dürreperioden sich beinahe im Tagestakt mit strömenden Halbmonsunen abwechseln? Irgendwo im Himmel scheint ein Herr Petrus auf seiner Wolke sehr konfus zu sein, und die Verwirrung geht weiter: Jetzt kommen die potentiellen Sommer-Alben 2009 nicht mehr aus Klischee-Gegenden wie Spanien oder Florida, sondern ausgerechnet aus Österreich. Vienna proudly presents: Esteban's.

Esteban's ist eigentlich Christoph Jarmer, der manchen eventuell als Gitarrist der bei unseren Nachbarn äußerst erfolgreichen Indie-Band garish bekannt ist und für "Serenity" nun den Stöpsel aus dem Verstärker zieht. Klar - die Kombination Mann + Gitarre muss nicht zwangsläufig zur Assoziation "Sommeralbum" führen, diese wird erst durch Beimischung anderen Instrumentariums erreicht: Banjo, Ukulelen, jede Art südländisch wirkender Percussion und Handclaps aller Orten. Darüber hinaus kommt auch Piano und Kontrabass desöfteren eine markante Funktion zu, wodurch Songs wie "Prime Employee" oder der "Blues Of Wonderland" schon fast wie Lounge-Musik klingen.

Im Gesamtbild ergibt sich so ein Album, das zwar problemlos auch als "Folk", "Indie-Pop" oder "Singer-Songwriter" kategorisiert werden könnte, als dessen Interpret sich jedoch wohl jeder auf Anhieb einen heißblütigen, braun gebrannten Südeuropäer vorstellen würde. Dies mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass der Rhythmus hier eindeutig die Oberhand vor der Melodie hat. Ohne hier Herrn Jarmer zu nahe treten zu wollen: Wer hätte bei einem Song wie "Eviva La Noia" gedacht, dass er aus Wien stammt und zum rumba-esken "Mumbo-Jumbo" nicht Esmeralda und Isabella, sondern Maria und Sissi die Hüften schwingen sollen?

Doch vielleicht hat es ja einen Grund, dass Musik wie die von Esteban's normalerweise aus anderen Gefilden kommt - denn so schön und heiß das hier auch meistens klingt: Eine gewisse Egalhaltung gegenüber soviel Gutwettergedudel lässt sich nach einer Weile nicht vermeiden. So bleiben tolle Songs wie "Lonely Days" oder "This Hollow Town", die bei Strand und Eis das zufriedene Lächeln durchaus noch verbreitern könnten, doch auf Albumlänge mag "Serenity" eine Sache für sich sein. Ist aber ja auch egal, solange man auf Strand und Eis momentan sowieso nicht vertrauen kann, und wenn man sich einmal an landes-untypischer Musik versucht, kann das ja auch nicht verkehrt sein. Kalifornische Sigur-Ros-Coverband, anyone?

Jan Martens

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