Rezension
Eskobar
Death In Athens
Highlights: Hallelujah New World // Obvious // Unique
Genre: Bombastpop
Sounds Like: A-Ha // Kristofer Åström // The Ark // Thirteen Senses
VÖ: 29.08.2008
Wenn wir auf der Suche nach einer Musikveranstaltung sind, bei der wir uns nicht der Gefahr von zu vielen Hits aussetzen wollen, ist der Eurovision Song Contest genau richtig. Hier darf jedes Land, eine überstandene Qualifikation vorausgesetzt, einen Vertreter an den Start bringen, der die musikalische Qualität des Landes bestmöglich vertreten soll. Eskobar wollten auch dabei sein und traten bei dem Melodifestivalen - der schwedischen Fassung des Vorentscheids - an, schieden aber in der Vorrunde aus.
Seit dem Jahrtausendwechsel gibt es alle zwei Jahre ein neues Eskobar-Album. Daher kommt der Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Death In Athens“ nicht sehr überraschend. Was viel mehr überrascht, ist Eskobars Stilveränderung vom leicht kitschigen Indiepop zum extrem kitschigen Bombastpop. Dass Kitsch durchaus gefallen oder sogar begeistern kann, haben wir auf dem vorletzten Album A Thousand Last Chances erlebt. Diesmal jedoch übertreiben es Daniel Bellqvist, Frederik Zäll und Robert Birming derart mit dem Schmalz, dass das Genießen schwer fällt. Der Opener „As The World Turns“ ist dafür das Paradebeispiel. Daniel Bellqvist wechselt von seiner Standardstimmlage immer wieder in ungewöhnte Falsetthöhen und trägt uns belanglose Textzeilen wie „your mama and my mama sat around the fire“ vor. Zusammen mit dem Arrangement, das ebenso gehaltvoll ist wie der Text, wünscht man sich an dieser Stelle ein schönes Stück Kernseife, um den Schund wieder aus den Ohren zu spülen und bei Song Nr. 2 von vorne anzufangen. „Hallelujah New World“ geht deutlich besser ins Ohr, was auch daran liegt, dass die Lyrics gelungener sind, sofern man über die Zeile „hallelujah new world, come dancing through these streets with a message of love“ hinwegsehen kann. Der Song ist harmonisch und mit seinen schönen Melodien genau richtig für die alternativen Radiostationen im Land. Was folgt, sind teils gelungene, teils fehlgeschlagene Experimente. Während die Synthesizer ganz gut in den Rahmen passen, missfallen die Falsettpassagen und sorgen dafür, dass man Bellqvists samtweiche Stimme nicht wie erhofft unbeschwert genießen kann. Besonders ärgerlich sind die Coverversionen von Lou Reeds „Thinkin' About You“ und „Raedy Or Not“ von den Fugees. Ersteres kann man bestenfalls noch als belanglos bezeichen, aber „Ready Or Not“ tropft so sehr vor Süße, dass es sich nicht mehr ertragen lässt.
Hier und da findet sich auch der ein oder andere gute Song, der uns zeigt, warum wir uns damals in Eskobar verliebt haben, aber insgesamt bietet „Death In Athens“ einfach zu wenig. Wie es soweit kommen konnte, kann verschiedene Ursachen haben. Möglicherweise wollten die drei Schweden einfach ihren Stil ändern, damit ihnen niemand vorwerfen kann, immer wieder die gleichen Songs aufzunehmen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Eskobar zum zweiten Mal ihr Album selbst produziert haben, denn unbegrenzte musikalische Freiheit bedeutet leider auch, dass man niemanden mehr außer sich selbst hat, der einem sagt, ob eine Idee gut ist oder nicht.
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