Rezension

Errors

Have Some Faith In Magic


Highlights: Tusk // Blank Media // Magna Encarta // Earthscore // Cloud Chamber
Genre: Post-Rock // Math-Rock
Sounds Like: Mogwai // Boards Of Canada // Battles

VÖ: 17.02.2012

Post-Rock – was für ein bescheuerter Genre-Name das doch ist. Darüber haben aber schon viele andere und weit hintergründiger philosophiert. Fakt ist: so sehr sich Bands auch wehren mögen, diese Genre-Einteilungen sind notwendig, um einen Überblick zu behalten. Die Ästhetik des Begriffs hin oder her, "Post-Rock" ist dennoch eine Genre-Bezeichnung, die bei vielen klare Assoziationen hervor ruft. Momentan sind das häufig keine guten, denn dieser Schema-F-Post-Rock, der dieser Tage zuhauf im Umlauf ist, wird mit der Dauer doch langweilig – auf und ab, hart und weich, tosender Donner und aufgehende Sonne. Gut, dass die Errors aus Glasgow mit ihrem dritten Album "Have Some Faith In Magic" genau jetzt kommen und gleichzeitig noch mal das bestehende System von Genre-Kategorisierungen in Frage stellen.

Die Errors bringen, das sei vorweg gesagt, mit ihrer Vielschichtigkeit noch einmal richtig Unruhe, vor allem aber Substanz hinein in die Post-Rock-Debatte und das Genre selbst etwas mehr in Hörweite zur Popmusik. Wer hier etwas Negatives rausliest, darf sich in die Ecke stellen und schämen. Nein. "Have Some Faith in Magic" und die damit verbundene Entwicklung der Errors ist einiges, aber garantiert nicht negativ.

Vielmehr bringen die Schotten hier zusammen, was nicht wirklich zusammen zu gehören schien. Post-Rock à la Mogwai (auf deren Label sie gesigned sind) trifft auf Elektro-Gitarren-Spielereien, wie man sie von Warp-Acts kennt, trifft auf den ebenfalls viel beschworenen Math-Rock der Battles. Bis hierhin findet man sich im Irrglauben, "Have Some Faith In Magic" stünde einzig und alleine in der Tradition der beiden Vorgänger. Dieses Urteil würde jedoch eine Entwicklung außer Acht lassen, die auf dem Papier ebenso skurril anmutet wie sie in Wirklichkeit ein großartiger Coup ist. Denn zu den bisher nicht zwingend genrefremden Einflüssen gesellt sich eine gehörige Prise Prog und Disco, vermengt mit einer Art gregorianischem Gesang, der den Songs eine epische Tiefe verleiht ("Earthscore", "Blank Media").

"Tusk", der Eröffnungstrack, legt beeindruckend Zeugnis davon ab, wie aus einem Kampf solch verschiedener Einflüsse ein kleines, episches Meisterwerk erwachsen kann, das in seiner Gesamtheit und mit dem konsequenten Verzicht auf gängige Klischees vielleicht mehr Post-Rock ist als so vieles, das wir in letzter Zeit serviert bekamen – was wiederum nur beweist, dass Genrebezeichnungen dringend benötigt werden, aber nur Bestand haben, wenn sie dehnbar genug sind, um Entwicklungen zuzulassen. Nicht nur für diesen Beweis können wir den Errors dankbar sein.

Andreas Peters

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