Rezension
Enola Fall
We Never Sleep
Highlights: Soldiers // Sleepless // Jerusalem
Genre: Indiefolk // Pop
Sounds Like: Turin Brakes // Radiohead // Coldplay // Bright Eyes
VÖ: 11.11.2005
Ab und an gibt es sie tatsächlich noch: Newcomer, die aus dem Nichts auftauchen und im Vorfeld nicht durch die Riesenmachinerie namens Hype gezogen worden sind. Ok, jetzt könnte man hergehen und sagen, dass die Karten für dieses Prozedere für eine Band relativ schlecht stehen, die aus der Weltstadt Hobart in Tasmanien kommt und dazu auch noch gar keinen Retro-New Wave-Garagenrock-Schlagmichtot spielt. Das ist soweit richtig, blendet aber die Tatsache aus, dass Enola Fall durchaus Potential haben um mit NME Bands mehr als nur mitzuhalten.
Das vierte Album ist „We Never Sleep“ bereits. Nun will man zum großen Sprung auf Europa und die USA ansetzen. Im Gepäck hat man dabei eine breite Palette an zuckersüßem Pop, traditionellem Folk und sogar radioheadesken Klanggebilden. Über dies allem schwebt die brüchig zerreisende Stimme von Sänger Joe Nuttall, der seinen Hang zur Dramatik und schwelgerischem Pathos zügellos auslebt. Manchmal eine Spur zuviel des Guten, doch die Band lebt von dem Zusammenspiel aus liebevoll aufgebauten Melodien und der vokalistischen Tragik ihres Frontmannes.
Nach kurzem Intro zeigt bereits der erste Song “Hope Against Hope”, wo Enola Fall einzuordnen sind. Der Laie würde wahrscheinlich sofort auf die neue Ballade von Radiohead tippen und begeistert mit den Händen klatschen. Nicht umsonst auch als Singleauskopplung angedacht. Folkig geht’s weiter mit „Brief Lives“. Der beschwingende Rhythmus lässt den Song sofort in Gehör und Bein gehen. „Sleepless“ tritt dann wieder heftig aufs Bremspedal und zählt nicht nur aufgrund des tollen Trompetenmittelteils zu den Highlights des Albums. Gleiches Prädikat gilt für „Jerusalem“ mit seiner tollen Gitarrenmelodie und der wunderschönen Steigerung am Ende des Songs. „Switch Off, Switch Off“ heißt es dann und leider muss man das wörtlich nehmen. Hier wurden eindeutig drei Schippen zuviel Schmalz aufgetragen und nur wer sich gerne in Kummer ertränkt hält das wohl aus. Glücklicherweise bekommt man aber auch gleich wieder die Kurve und zitiert mit „Don´t Lose Your Head“ mutig Coldplay, ohne dabei aber über die eigenen Beine zu stolpern.
Die Uptempo Nummer „Soldiers“ mit ihrem Überrefrain haut dann noch einmal richtig aus den Socken. Elf Songs von dieser Güte und wir hätten ein Meisterwerk vorliegen. Doch die Band macht noch zu viele Fehler, um auf einen Schlag zu den ganz Großen zu zählen. Manchmal will man noch zuviel („Draw Swords“) oder weiß nicht so recht, welcher Weg eingeschlagen werden soll (It´s Raining Again“). Nichtsdestotrotz lässt sich ganz offensichtlich erkennen, welch Talent in dem Trio aus Down Under schlummert. Wenn es jetzt noch gelingt die Stärken zu kanalisieren, dann kann man Großes für die Zukunft erwarten.
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