Rezension
Emilíana Torrini
Me And Armini
Highlights: Me And Armini // Birds // Beggar´s Prayer // Dead Duck
Genre: Pop
Sounds Like: Lykke Li // Feist // Maria Solheim
VÖ: 05.09.2008
Emilíana Torrini ist der personifizierte Multikulturalismus. Die Isländerin mit italienischen Wurzeln studierte eine Zeit lang in Deutschland und lebt jetzt in England. Nicht nur deshalb will sie einfach jeder haben. Wenn sie nicht gerade Songs für Kinoblockbuster wie „Der Herr Der Ringe“ schreibt oder Kylie Minogue die Hits liefert („Slow“), hat sie ab und an noch Zeit, ein neues Album zu veröffentlichen. Nach dem Trip Hop lastigen Debüt und dem lupenreinen Singer/Songwriter-Werk „Fisherman´s Woman“, schimmert nun zum ersten Mal dieser multikulturelle Background so richtig durch. „Me And Armini“ ist das vorläufige Ergebnis der Selbstfindung der Emilíana Torrini: irgendwo zwischen allen Stühlen.
Nachdem die Isländerin auf dem Vorgänger noch in ganz ruhigen Tönen den plötzlichen Tod ihres Freundes verarbeitet hatte, war klar, dass nun die Zeit zum Aufbruch gekommen war. Wer sie mit „Fisherman´s Woman“ kennen gelernt hatte, wird daher erst einmal Schwierigkeiten haben in „Me And Armini“ hineinzufinden. Emilíanas Stimme steht nicht mehr so im Vordergrund der Songs und macht stattdessen Luft für eine sensationell gelungene Produktion von Dan Carey (Hot Chip, Franz Ferdinand, CSS). "Schade" mögen viele im ersten Moment denken, aber gerade deshalb hat man nun die Möglichkeit, seine Aufmerksamkeit mal auf das Songwriting der Torrini zu lenken.
„Me And Armini“ ist in dieser Hinsicht sicherlich das Meisterwerk der bisherigen Karriere. Emilíana Torrini legt eine Vielseitigkeit an den Tag, die man zwar vermutet hat, aber so nicht erwarten konnte. Mutig steigt sie mit einem ruhigen Bluesthema („Fireheads“) ein, um danach mit dem Titelsong gleich die beste Reggaenummer seit UB40 zu bringen. Bisherige Kenner wird das schocken. Aber nach mehrmaligem Hören ein unglaublicher Hit. Außerdem gibt es im Anschluss mit dem über sechs Minuten langen „Birds“ wieder eine intensive Ballade, deren Aufbau einfach nur großartig ist. „Heard It All Before“ hätte auch von Björk stammen können und „Big Jumps“ wildert in Lykke-Li-Gefilden. Beides aber Beispiele dafür, wie man gelungen Einflüsse verarbeiten kann.
Manchmal will Emilíana Torrini zu viel. Zum Beispiel, wenn aus dem augenzwinkernden „Ha Ha“ ein nervendes Etwas wird oder „Jungle Drum“ buchstäblich den Affentanz gibt. Seltene Momente, die durch ein entwaffnend schönes „Beggar´s Prayer“ oder dem radioheadesken „Dead Duck“ aber sofort wieder in Vergessenheit geraten. Zwölf Songs, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem auf erstaunliche Art und Weise eine Einheit bilden. Wie Emilíana Torrini selbst.
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