Man wird gezwungen aufzuhorchen, wenn East Cameron Folkcore, 11köpfig und einprägsam, angerumpelt kommt. Und genauso soll das auch!

Brachial und eigen schaffen die texanischen Jungs und Mädels es, sinnvollen und sinnstiftenden Folk mit Grunge und Punk zu kombinieren, eingängige und einfühlsame Melodien rauszuhauen, die geschrieben wurden, um einem den Kopf zu waschen und in den Hintern zu treten. Unbeirrt und politisch sehr links entfalten sie vor unseren Ohren ihre Bankrotterklärung an unsere kapitalistische, westlich zentrierte Gegenwart.

Dies tun sie zwar in zunächst typischem Countrygewand, einem abwechslungsreichen Bett aus Gitarren, Cello, Mundharmonika, Banjo, Mandoline und/oder Posaune, das aber, durch die hergestellte Vielschichtigkeit der Instrumente und die Mehrstimmigkeit der Sänger zwischen brummendem Gesang bis hin zu herrlichem Geschrei, eine sehr scharfe Pointe erhält. Wuchtig und organisch bombardiert diese Mischung dann den Adressaten, der sich auch gleich zum Ausrasten auf der Tanzfläche aufgefordert fühlen darf.

Auf ihrem nun dritten Album „For Sale“ schaffen sie trampelnden Rhythmus wie etwa Gogol Bordello, sind harmonisch wie Murder By Death und tiefgründig wie die Two Gallants. Einen sehr eigenen Stempel behalten East Cameron Folkcore trotz aller hier aufgeführter Referenzen natürlich dennoch. Dies beweisen Songs wie „Salinger Is Dead“, der trotz straighter Linien verspielte Feinheiten versteckt oder „Enemy Of The Times“, ein Stück wie ein Schlag in die Fresse, der E-Gitarren schreien und Sänger Moore komplett durchdrehen lässt.

„So I hope you know we're all going to hell. If in fact we're not already there.“ (Director's Cut). Aha! Alles klar, die Welt ist scheiße, aber immerhin ist die Musik gut, dafür sorgen zumindest East Cameron Folkcore. Und wenn die Hölle sich anhört wie "For Sale" kann man am Ende vielleicht sogar das Tanzbein mit dem Teufel schwingen.

Silvia Silko

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