Rezension
Dyse
Lieder sind Brüder der Revolution
Highlights: Treppe // Krakenduft // Zebramann
Genre: Noiserock
Sounds Like: Ulme // BulBul // Volt // Neume
VÖ: 09.10.2009
Kaum ist dieser Tage dieses merkwürdige Tier, das irgendwie immer da ist, aber noch niemand jemand so richtig mochte, die Tigerente, an der Macht, werden neben tausendfachen Ohnmachtsbekundungen schon Rufe nach einer Revolution laut, um dieses Land vor dem drohenden Untergang zu retten. Komischerweise kommt so etwas immer aus Richtung von Spaß- oder Extremparteienfans oder natürlich jenen Nichtwählern, die eigentlich die Wahl bestimmen. So viel persönliche Meinung zum aktuellen Geschehen und Überleitung zum Albumtitel „Lieder sind die Brüder der Revolution“ der Jenaer Lärmveranstalter DŸSE. Die DŸSE, deren Punkte über dem Y jedes mal zu tippen nerven, die aber in den vergangenen Jahren den Ruf als eine der besten Livebands des Landes durch unzählige Konzerte etabliert haben. Und das als Duo, das nur Krach macht...
...diesen Krach aber dafür umso konsequenter und eindrucksvoller als so manch andere. DŸSE-typisch sind Start-Stopp-Eskapaden bis zum Umfallen, Laut/Leise-Wechselspiele und Lyrics, deren Text höchstens zu einer ironischen Spaßrevolution anleiten. „Auch du bist Zebramann“, dieser in die rundherum zusammenkrachende verstimmte Gitarre und das expressive Schlagzeugspiel eingebundene Aufforderung, mag wohl einer nicht ganz unbekannten Werbekampagne vor Jahren geschuldet sein. Das Tolle daran ist auch: Schon der erste Song macht deutlich, dass die zwei es dieses Mal schaffen, ihre Liveenergie auf wenige Millimeter Dichte eines Rohlings zu pressen. Ihr erstes Werk scheiterte ja leider oftmals an jenem Manko, dass die Stücke in Kürze eingespielt und abgemischt werden mussten, wodurch ein sehr schlechter Sound – trotz sehr guten Songmaterials - entstand.
So bieten die Lieder als Brüder der Revolution vor allem das, was DŸSE-Fans erwarten, aber auch einige Überraschungen. „Supermachineeyeon“ wartet mit Gastsänger und etwas kirchenkritischem Text auf. „Klingelstreich bei Judas / Der Pater längst gestorben / Die geile alte Sau / Es gibt nur eine Lösung: SUPERMACHINEEYEON“ – Wenn schon experimentell, dann richtig. „Krankenduft“ beschwört bongoartige Töne und ein sehr verzerrtes Etwas, das wie ein stumpf übersteuertes Keyboard klingt. „Baubaubau“ besteht unter anderem aus minutenlangen Wald- und Vogelgeräuschen, welche dann in bombastischen Doomrock mit Bläsern untergehen. So viel Spannung war selten. „Hans Georg“ könnte auch von der Vorgängerband Volt stammen. Knapp drei Minuten nur auf die Fresse. Danach ist aber auch gut. Nach guter LP-Länge und bei intensivem Konsum vieler Liter verbrauchten Schweißes endet „Lieder sind die Brüder der Revolution“. Ob es zur Revolution reichen wird, wissen wir nicht, die Lieder dazu sind jedoch schon einmal vorhanden.
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