Rezension

Dum Dum Girls

Only In Dreams


Highlights: Always Looking // Bedroom Eyes // Heartbeat (Take It Away)
Genre: Surf-Pop // Indie-Pop // Powerpop
Sounds Like: Best Coast // The Raveonettes // Real Estate // Yeah Yeah Yeahs

VÖ: 30.09.2011

Achtung, Déjà-Vu vorprogrammiert: Erinnert sich noch jemand an den Hype um Best Coast letztes Jahr? Die vorher schon bekannten Songs hatten riesige Erwartungen geschürt, doch so richtig erfüllen konnte sie das folgende Album nicht. Nun haben wir bei den Dum Dum Girls zwar ein anderes Szenario vor uns, aber das Ergebnis ist ungefähr das Gleiche. Ein ziemlich gutes Debütalbum und eine fast noch bessere EP sind die Vorschusslorbeeren der rein weiblichen Band, die jetzt mit "Only In Dreams" so richtig durchstarten will. Warum das Quartett dies nicht vollends bestätigen kann?

Eines vorweg: Richtig schlecht ist "Only In Dreams" keinesfalls. Eigentlich sogar ganz gut. Einmal mehr gibt es eingängigen Surf-Pop auf die Ohren, der – wie schon die im Frühjahr erschienene EP "He Gets Me High" – die Lo-Fi Attitüde des Debütalbums abgelegt hat. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist alles auf Hochglanz poliert, auch wenn die Schlagzeugerin nach wie vor fast nur auf ihren Drums herumkloppt, während das Hi-Hat langsam aber sicher eine dicke Staubschicht zieren dürfte. Ansonsten ändert sich wenig bis nichts. Warum auch ein bislang bewährtes Konzept über den Haufen werfen, werden sich die Kalifornierinnen gedacht haben.

Einer radikalen Stiländerung hätte es auch gar nicht bedurft. Der Wermutstropfen ist nur, dass Dum Dum Girls auf ihrer EP bereits gezeigt haben, dass sie auch anders können. Zum Beispiel Dreampop, der sich vor Beach House und Konsorten nicht zu verstecken braucht. Im Vorbeigehen schüttelten sie sogar noch eines der wenigen gelungenen unter den zahlreichen Smiths-Covers, die unters Volk geschmissen werden, mal eben aus dem Ärmel. Indes gehen die beiden Slowpop-Versuche "Coming Down" und "Hold Your Hand" auf dem neuen Album ziemlich in die Hose und langweilen in erster Linie gehörig.

Verlassen kann man sich aber nach wie vor auf das erstklassige Melodiegespür, das für Ohrwürmer am laufenden Band herhalten kann. "Bedroom Eyes" und "Heartbeat (Take It Away)" werden auch den Harmoniesüchtigsten auf dem Planeten noch ein seliges Grinsen entlocken. Immer gut sind Dum Dum Girls auch dann, wenn mal etwas Dampf gemacht wird, wie etwa beim Opener "Always Looking" und bei "Wasted Away". Die Stimme von Sängerin Kirsten "Dee Dee" Gundred kann ferner selbst schwächeren Songs noch ihren Stempel aufdrücken. Trotzdem zieht sich "Caught In One" wie Klebstoff in die Länge und "Just A Creep" wurde etwas zu offensichtlich einfach mit geklonten Hooklines vom Debütalbum versehen.

Dieses hat in der Summe auch schlichtweg die stärkeren Songs zu bieten. Die Schönheit eines "Blank Girl" vom Erstling sucht man auf "Only In Dreams" leider vergebens. Vielleicht hätte Frontfrau Dee Dee mal ihren Ehemann Brandon Welchez fragen sollen, wie man dem Sound ihrer Band eine neue, erfrischende Note verleihen könnte. Mit Experimenten sollte sich der als einer der beiden Köpfe hinter Crocodiles und früherer Frontmann von The Plot To Blow Up The Eiffel Tower jedenfalls auskennen. Dann könnte nächstes Mal wieder etwas mehr dabei herauskommen als ein "nur" solides Album.

Johannes Neuhauser

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