Rezension

Dream Theater

Systematic Chaos


Highlights: In The Presence Of Enemies - Part 1 // Constant Motion // The Dark Eternal Night
Genre: Prog Metal
Sounds Like: Rush // Enchant // Threshold

VÖ: 01.06.2007

Warum Dream Theater überhaupt noch Musik machen? Das durfte nach dem letzten Album „Octavarium“ zu Recht gefragt werden. Nach über 20 Jahren Bandgeschichte schienen die Ausnahmemusiker mit ihrem Latein am Ende. Eine nie gekannte Banalität hielt plötzlich Einzug und die Hinwendung zu eingängigeren Songstrukturen stieß insbesondere im eigenen Fanlager auf Ablehnung. Dream Theater hatten der ganzen Welt bereits bewiesen, dass sie, was die musikalischen Fähigkeiten angeht, die beste Band aller Zeiten sind und wohl auch immer sein werden.

Woher also die Motivation nehmen, wenn eigentlich schon alles gesagt wurde? Die Antwort: Dream Theater leben für die Musik. Will heißen, im Gegensatz zu vielen anderen Bands, haben Dream Theater den unbedingten Willen auch nach einem Rückschlag wie dem letzten Album, wieder zurückzukommen. Und wie sie das tun! „In The Presence Of Enemies – Part I“ ist mal wieder so ein Opener, bei dem sich alle Nackenhaare senkrecht aufstellen. Das ist musikalische Virtuosität in ihrer Reinform. Da gerät der Einsatz von James LaBrie nach der Hälfte des Songs beinahe störend, so fesselnd ist die pure Spielfreude, die man auf „Octavarium“ noch so schmerzlich vermisst hatte. „…Part II“ gibt es genretypisch natürlich als Abschluss und holt in einer Langstreckenspielzeit von 17 Minuten noch einmal alles raus, was man von Dream Theater erwarten darf.

Soviel zu dem erfreulichen Umstand, dass die alten Stärken wieder gefunden wurden. Es wäre somit ein leichtes gewesen ein ganzes Album im alten Gewand aufzunehmen und somit den Großteil der Hörer zufrieden zu stellen. Doch Dream Theater haben zu hohe Ansprüche an sich selbst, um sich allein auf ihren alten Lorbeeren auszuruhen. „Constant Motion“ überrascht bisweilen mit einem Metallica Sound, den man zuletzt Ende der 80er so gehört hat. Natürlich angereichert mit den hauseigenen Breaks und Solis, die etliche Musikschüler wieder an den Rand der Verzweiflung bringen dürfte.

„The Dark Eternal Night“ strahlt auf „Systematic Chaos“ jedoch noch einmal über allem. Ja, das klingt streckenweise wie Pantera, aber durch diese kleine Reminiszenz merkt man erst, wie schmerzlich diese vermisst werden. Jedenfalls sollte mit diesem Stück auch der letzte Zweifler davon überzeugt sein, dass Jordan Rudess der richtige Mann an den Tasten ist und John Petrucci in Wirklichkeit über drei Arme verfügt. Auch wenn mit „Prophets Of War“ ein widerlicher Klischeesong die Begeisterung ein wenig trübt, so kann man Dream Theater zu einem geglückten „Comeback“ gratulieren und Zweifel an der Band werden in Zukunft zweimal überdacht. Versprochen.

Benjamin Köhler

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