Rezension

Doves

Kingdom Of Rust


Highlights: Kingdom Of Rust // Winter Hill // 10-03 // The Great Denier
Genre: Indie-Rock/-Pop
Sounds Like: Elbow // Kashmir // Athlete // Mercury Rev

VÖ: 03.04.2009

In der Musikwelt sind vier Jahre eine verdammt lange Zeit. In vier Jahren können Bands für ausverkaufte Arenen sorgen oder eine vielversprechende Karriere in den Sand setzen. Nach vier Jahren können sich Bands reunieren oder für immer auflösen. Vier Jahre kann aber auch die Zeit sein, die eine Band wie die Doves braucht, um sich weiterzuentwickeln. Wenn sich doch so manch andere Gruppe mal ein Beispiel daran nehmen würde, anstatt für einen Schnellschuss nach dem anderen zu sorgen.

Während Elbow, ihre Brüder im Geiste, währenddessen den Mercury Prize abgeräumt und uns mit ihrem letzten Werk „The Seldom Seen Kid“ verzaubert haben, schufteten Sänger Jimi Goodwinn und die Williams-Zwillinge stattdessen auf einer Farm in Cheshire irgendwo im Nord-Westen Englands (sprich: im Niemandsland), um mit „Kingdom Of Rust“ ihr bis dato vielschichtigstes, aber auch reifstes Werk abzuliefern.

Ganz ungewohnt geht es los mit „Jetstream“, welches von Gitarrist Jez Williams gesungen wird. Dass man zu den Doves auch tanzen kann, wussten wir schon seit „Pounding“, aber hier werden gänzlich neue Wege eingeschlagen. Nahezu vollständig elektronisch entfacht der Song eine hypnotische Wirkung und bewegt sich eindeutig im Fahrwasser später New Order. Doch keine Sorge: Mit dem nachfolgenden Titelsong kommt gleich ein typischer Trademark-Song der Band. Goodwinns Stimme dominiert, die Stimmung düster, aber nicht hoffnungslos. Nur im Mittelteil darf kurz die Gitarre aufbegehren, wird aber schnell wieder in sachte Bahnen gelenkt. Dafür geht „The Outsiders“ dann voll nach vorne und zimmert mit röhrendem Bass die bisher wildeste Nummer der Doves auf das Album.

Das folgende Trio markiert zugleich auch die absoluten Highlights von „Kingdom Of Rust“. Zuerst zaubert „Winter Hill“ eine unglaublich schöne Gitarrenmelodie raus. „10-03“ entpuppt sich dann als Zwitter aus Ballade und mächtigem Rocksong und schließlich liefert „The Great Denier“ eine sehr gelungene Radiohead-Huldigung ab. Danach geht dem Album ein wenig die Luft aus, und es kann nicht mehr so furios punkten wie zu Beginn und im Mittelteil. Gründe dafür sind zu gewollte und, als Resultat daraus, zu halbgare Versuche, das Album noch vielseitiger zu gestalten („Compulsion“, „House Of Mirrors“). Dennoch bleibt unter dem Strich auch „Kingdom Of Rust“ ein weiteres gutes Album in der Banddiskographie der Doves, auch wenn vier Jahre dafür vielleicht sogar ein wenig zu lang waren.

Benjamin Köhler

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