Rezension

Die Orsons

What's Goes!


Highlights: Lass Uns Chillen // Grün // Feuerrot // Leicht // Abschiedsparty // SalamiFunghiZwiebelPartypizza
Genre: Rap
Sounds Like: Tua // Maeckes // Kaas // Bartek

VÖ: 20.03.2015

Als Die Orsons 2012 ihr Album “Das Chaos Und Die Ordnung” über den Label-Gigantomaniac Universal herausbrachten und sich dann im Promo-Fleischwolf selbst für Stefan Raab und Adidas verwursten ließen, entschuldigten sie diese Moves in Interviews oft damit, dass dahinter ein geheimer Masterplan stecke, der in Zukunft für alle kritischen Fans einen Sinn ergeben wird. Nun sind wir in der Zukunft (fragt Marty McFly). Und dieser Masterplan scheint in Vergessenheit geraten zu sein.

Jedenfalls verliert keiner der vier Mitglieder der schwäbischen “Boyband of Rap” ein Wort darüber. Stattdessen gibt es “nur” ein neues Album. “What´s Goes” heißt es und unterscheidet sich nicht wesentlich von seinem Vorgänger. Nach der gleichen Rezeptur wurde Musik geschaffen, die in gewissen Momenten an die Werke des Künstlers Jeff Koons erinnert: eine Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch, gepflastert mit knalligen Popkultur-, Gesellschafts- und haufenweise Selbstreferenzen.

Tua, der Gargamel der Orsons, wie er sich gern selbst nennt, hat den kompletten Klangteppich dieses Albums gezaubert und beweist wieder, was für ein virtuoser Beat-Bastler er ist. Auch seine Rap-Parts knallen und drücken vor Wortwitz, Tiefe und Lässigkeit. Genauso sein Kollege Maeckes, der in wenigen Worten die großen Wunden dieser Welt offenlegen kann, ohne dabei in peinliche Betroffenheitslyrik abzudriften. Tua und Maeckes sind und bleiben das Dreamteam für dichte, atmosphärische Rap-Musik.

Ihnen gegenüber stehen Kaas und Bartek. Die Harlekins der Orsons. Und im Gegensatz zum letzten Album, bei dem ihre Rap-Parts und eigenen Songs noch unterhaltsam und rund klangen (“Für Immer Berlin”, “Mars”), ziehen sie auf “What's Goes” wirklich jedes Register in Sachen Kitsch und Klamauk. Vor allem “Sunrise 555am” ist eine krasse Zumutung für die Ohren und erzeugt vom ersten bis zum letzten Ton eine Laola-Welle der Fremdscham. Da wird jeder Spaß von schmalzigem Schlagerpop zerfressen. Ohne Pointe.

Der Track “SalamiFunghiZwiebelPartypizza” zeigt am besten, was das Problem dieses Albums ist. Denn neben den starken Zeilen von Tua und Maeckes, wo selbst Kaas anständig abliefert, ist da dieser Bartek-Part, der nur so vor Zweckreim und hölzernen Metaphern trieft, dass man fast Sodbrennen vor Ärger bekommt. Hätte man ihn einfach rausgelassen, wäre das mit Sicherheit eine kleine, schöne, melancholische Perle geworden. Und dies ist nicht der einzige Song, dem dieses Dilemma innewohnt. Zuviele Köche verderben den Brei, heißt es bekanntlich. Und bei den Orsons ist da was dran.

Wenn das wirklich das letzte Album der Orsons sein sollte, ist das vielleicht gar nicht so falsch. Solo können sie sich alle genauso austoben und als Hörer kann man besser selektieren, auf welche Welt und in welche Stimmung man sich einlassen möchte.

Eric Ahrens

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