Rezension

Diät

Positive Disintegration


Highlights: We // Disintegrate // Dogshit // Missed The Bus
Genre: Post-Punk // Noise
Sounds Like: Protomartyr // Killing Joke // The Mob // Joy Division

VÖ: 22.02.2019

Bemerkenswerterweise las ich zum ersten Mal auf einem amerikanischen Blog von der Berliner Band Diät, die angeblich so tollen, unverfälschten Post-Punk spielt, von der zu diesem Zeitpunkt hierzulande aber noch recht wenig zu lesen war. Und es stimmt. Ihr Debüt „Positive Energy“ war ein ungeschliffenes Powerbündel. Dazu kommt, dass ihr Sound auch noch gut zu unserer Hauptstadt passt. Man stelle sich etwa einen versifften Club, über den Boden verschüttetes Dosenbier, einen Nebel aus Zigarettenqualm mit einem Hauch von Haargel in der Luft vor, denn ein bisschen New-Wave ist schon auch mit dabei. Ungläubiges Augenreiben.

Mit „Positive Disintegration“ legen die zwei deutschen und zwei australischen Musiker nun konsequent nach und schlagen im Prinzip in dieselbe Kerbe. Das Album ist erneut sehr düster geworden, drückt jedoch etwas mehr, klanglich etwas differenzierter nach vorne. Hierdurch entsteht teilweise eine aufgeladene Spannung, wie in dem Opener „We“, der den Eindruck erzeugt, jeden Moment überzuschäumen, was er letztlich aber nicht tut. Gelegentlich bilden Synths die subtile akustische Untermalung, weshalb in den Pressetexten nun von einem Pop-Einschlag die Rede ist, der sich aber nur bedingt nachvollziehen lässt. Stattdessen schaffen die Berliner mit „Disintegrate“ dann sogar so etwas wie Post-Punk-Drone. Schade, dass der Track nach vier Minuten schon vorbei ist.

Es handelt sich also um „the sound of checking your bank balance to see if you’ve been paid yet...and you haven’t“, wie die Band selber sagt. Eine absolute Empfehlung für Freunde lauter Gitarrenmusik, sich hiermit auseinanderzusetzen. Wenn man bedenkt, dass sich die Herren sowohl live als auch im Internet rar machen, sollte man jede Gelegenheit ergreifen, sie schnell kennenzulernen. Zwischen dem Erstling und dem nun erschienenen Nachfolgewerk lagen immerhin auch vier ganze Jahre.

Jonatan Biskamp

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"We" im Stream
"Dogshit" im Stream

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