Rezension

Devastations

Yes U


Highlights: Black Ice // Oh Me, Oh My // The Saddest Sound
Genre: -
Sounds Like: Nick Cave // Black Heart Procession // Soulsavers

VÖ: 14.09.2007

Die Devastations sind ein typisches Beispiel einer Band, die sich trotz übermäßigen Kritikerlobs seit eh und je unter dem Radar der breiten Hörerschaft bewegt. Das ist in diesem Fall ganz besonders schade, denn kaum eine Band opfert sich dermaßen für ihre Musik auf und lässt sich trotz fehlender Aufmerksamkeit nicht von ihrem Weg abbringen. Besonders beeindruckend ist hierbei, dass die Band sich für ihren Traum, Musiker zu sein, immer dort niederlässt, wo sie von irgendjemandem aufgenommen werden. Das war seit dem letzten Album Berlin. Eine ganz schöne Hausnummer, wenn man bedenkt, dass die drei Herren aus Australien kommen. Doch mit „Coal“ gelang ihnen dann auch ein erstes Achtungszeichen, welches durch „Yes, U“ nun eine Steigerung erleben soll.

Doch bereits der Promozettel lässt leichte Beunruhigung aufkommen. Da ist die Rede von „neuem, sexy Sound“ und einem Album, welches „als schicke Diskothek“ verziert sei. Etwa kein pechschwarzer Schwermut mehr, der den Vorgänger ausgezeichnet und mindestens zehn Flaschen Rotwein des besten Jahrgangs gekostet hat? Leicht zitternd die Platte eingelegt, bestätigen sich zuerst die Verheißungen, doch nach anfänglich leichter Verwirrung hat man sich vorläufig an die neue Stilrichtung gewöhnt.

„Black Ice“ klingt ungelogen, als ob Laid Back sich aus ihrem Grab erhoben hätten. Hohe und tiefe Stimme im perfekten Einklang. Und da ist sie auch, die Sexyness. Kann man ohne weiteres so nachvollziehen. Hierzu könnten sich leicht bekleidete Damen problemlos an Stangen eines Nobelclubs räkeln. Das nachfolgende „Oh Me, Oh My“ verwandelt Conrad Standish mit seiner Nick-Cave-Gedächtnisstimme dann in eine einzige Prozession düsterer Klänge. Das geht ganz tief in Mark und Bein. Dann das große Duell beider Songwriter. Auch hier bleibt Standish mit seinem hypnotischen „The Pest“ klarer Punktsieger, wohingegen Tom Carlyon mit „Rosa“ ein wenig auf die Nerven geht.

Die Ernüchterung folgt anschließend wie ein Keulenschlag. „As Sparks Fly Upwards“, „Mistakes“ und besonders das schunkelhafte “The Face Of Love” verlieren sich in Bedeutungslosigkeit, die man von den Devastations so nicht gewohnt ist. Zwar gibt es mit „An Avalanche Of Stars“ noch eine ganz nette Düsterballade und die endgültige Nick-Cave-Verbeugung „The Saddest Song“ ist sogar noch mal richtig groß, doch das wirklich schreckliche Abschlussinstrumental „Misericordia“ verstärkt noch einmal die leichte Enttäuschung, die „Yes, U“ hinterlässt. Da war auf dem Vorgänger einfach noch mehr Herzblut vorhanden, welches dieses Mal zu „Gunsten“ von mehr Abwechslung und Soundexperimenten weichen musste. Die Devastations sollten von der schicken Diskothek besser wieder in den muffigen Weinkeller umziehen, mit Umzügen hat die Band ja bereits genug Erfahrungen gesammelt.

Benjamin Köhler

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