Rezension

Der Herr Polaris

Mehr Innen Als Außen


Highlights: Bier Meiner Jugend // Mehrere Leben Führen // Deine Wege
Genre: Liedermacher // Indie-Pop // Folk
Sounds Like: Sir Simon // Moritz Krämer // Spaceman Spiff

VÖ: 29.07.2016

Vielen Musikern wird es irgendwann mal ähnlich ergangen sein: Die sichere Variante der monatlichen Gehaltsabrechnung löst die professionellen Ambitionen und Rockstarträume in Schall und Rauch auf und damit auch häufig gleich die Band. Das erfuhr auch Bruno Tenschert, löste sich Ende der Nullerjahre vom Rockstartraum, beendete „Der Herr Polaris“ und fand einen erfüllenden Job als Streetworker. Gott sei Dank ließ die Musik Herrn Tenschert nicht so einfach los. Zusammen mit dem „Albert Matong Atelier für Musik“ schuf er in Augsburg das kreative Rückgrat für den Neustart von Der Herr Polaris und veröffentlicht nunmehr sein zweites Album „Mehr Innen Als Außen“.

Und dass es sich hierbei nicht um irgendein weiteres Singer/Songwriter-Album handelt, wird doch recht schnell hörbar. Anstelle vom klassischen Storytelling sucht Tenschert nach kurzen und nuancierten Textfragmenten, die dem Hörer viel Interpretationsspielraum lassen. Getragen werden diese Stücke von einer äußerst variablen Klangästhetik, welche mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet ist. Mit „Bier Meiner Jugend“ eröffnet Der Herr Polaris seine zweite Veröffentlichung mit einem von Vibraphone und Flügelhorn durchzogenen Indie-Pop-Stück.

Die Single „Deine Wege“ benötigt nur ein waberndes Keyboard und eine hektisch gezupfte Gitarre um in 2:20 Minuten alles zu sagen. Das zurückgenommene „Herzschläge“ braucht nur unwesentlich länger, kommt dabei aber entschleunigter daher, nimmt die Gitarre zurück und lässt dem Rhodes-Piano den Vortritt. Das abschließende „In Anlehnung An“ verzichtet dann gleich ganz auf das Studio und findet seine Essenz ausschließlich in der Stimme und der Gitarre von Bruno Tenschert. Gerade diese Varianz in Songstruktur und Instrumentierung machen diese Aufnahmen so interessant, da man bei jedem Hördurchlauf andere Nuancen entdeckt.

Der Herr Polaris beweist mit „Mehr Innen Als Außen“, dass es neben dem Rockstartraum noch mehr Gründe gibt, um Musik zu veröffentlichen. Dass er dann mit seiner Kunst des Liedermachens auch noch beim Grand Hotel van Cleef gelandet ist, ist dann fast bezeichnend und für den erklärten „Fanboy“ des Labels wohl schon Erfolg genug. Fortsetzung erwünscht.

Sönke Holsten

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