Rezension
Dengue Dengue Dengue!
La Alianza Profana
Highlights: Simiolo // Dumbia Murdahs // La Alianza Profana
Genre: Cumbia Digital // Global Bass
Sounds Like: Cumbia Cosmonauts // Tu Guaina // Frikstailers
VÖ: 21.06.2013
In Lateinamerika ist die Cumbia aus der Populärkultur nicht wegzudenken, und langsam aber sicher erobert die elektronische Weiterentwicklung der kolumbianischen Offbeat-Musik die globalen Tanzflächen wie einst der Balkan Beat. Kein Wunder, denn sie bietet Produzenten und DJs schließlich eine hervorragende Basis für Ausflüge in sämtliche Genres, sei es Reggae, Hip Hop, Techno, House, Dubstep oder Trap. Auch in Europa finden sich immer mehr Cumbia-Liebhaber, die fleißig produzieren, veröffentlichen, auflegen. Unzählige (Net)Labels und Blogs sorgen täglich für neues Audiomaterial. So auch Chusma Records aus Berlin, die neben vielen anderen interessanten Künstlern nun auch die vielversprechenden Dengue Dengue Dengue! aus Lima in ihren Kreis aufgenommen und ihr Debut-Album in Europa auf den Markt gebracht haben.
DDD! alias Felipe Salmon und Rafael Pereira sind vor allem ein vereinnahmendes Live-Duo, stets maskiert und von neonfarbenen Visuals begleitet, und waren im vergangenen Jahr erstmals auch auf einigen größeren europäischen Festivals zu Gast. In der Elektrocumbia-Szene sind sie in den letzten Jahren wegen ihrer genialen Remixes und Mash-Ups alter Cumbia-Klassiker zu einer festen Größe geworden. Auf ihrem Langspiel-Debüt verzichten sie allerdings auf genretypische nette Samples von Akkordeon-, Bläser- oder Gesangslinien. Stattdessen lassen die beiden Produzenten hier ein fieses Bassmonster aus dem Sack, das den Hörer packt und in die Tiefen eines psychedelischen Rausches mitreißt. Schon Album-Titel und Artwork versprechen das Gegenteil sonniger Latinomusik und mit dem Opener „Don Marcial“ marschiert die „Allianz der Unheiligen“ dann unter schamanischen Gesängen, eiskalten synthetischen Klängen und tiefschwarz schnarrenden Basslinien ins Ohr, dass es einen schüttelt. Willkommen auf dem Ayahuasca-Trip!
Die Reise geht weiter mit dem perfekt produzierten „Simiolo“, das einen extrem entspannten Cumbia-Rhythmus mit Melodien in moll und spacigen Effekten paart – dass Cumbia einfach tanzbar ist, erfährt man spätestens hier. „Alpha & Omega“ ist hingegen ein minimalistischer, mit Chiptunes dekorierter Bass-Track, mit „Dumbia Murdahs“ fröhnen DDD! ihrer Dub-Leidenschaft. Whobble-Bässe, elektronische Claps und nervenaufreibende Synthies erzeugen auf „La Alianza Profana“ insgesamt eine recht düstere Atmosphäre. Gleichzeitig wirkt der Sound erstaunlich erdig, was dem gewählten Einsatz analoger Instrumente wie Cowbell, Handtrommeln, Kalimba oder dem Charango zuzurechnen ist. DDD! gelingt es auf erfrischende Weise, die traditionelle peruanische Cumbia (Chicha) und die andine Saya großzügig zu zitieren und diesen verschrobenen Sound der Nebel- und Regenwälder in eine Melange zeitgenössischer elektronischer Musik zu überführen. Das Ganze klingt dann mal wirklich gar nicht nach dem Kitsch der peruanischen Folklore, sondern verdammt futuristisch. Mit „La Alianza Profana“ ist DDD! ein absolut spannendes Album gelungen, das einige Menschen mehr auf den Cumbia-Geschmack bringen dürfte.
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