Rezension

Demdike Stare

Tryptich


Highlights: Forest Of Evil (Dawn) // Caged In Stammheim // Regolith // Librarz Of Solomon Book 2 // Leptonic Matter
Genre: Experimental // Dubtechno
Sounds Like: Andy Stott // Oneohtrix Point Never // Deepchord // Salem // Portishead // Vindicatrix // Brian Eno // Balam Acab

VÖ: 04.02.2011

Demdike Stares „Triptych“ sammelt drei 2010er Vinylalben/-EPs plus Bonusmaterial und erhebt sie zu einem dreistündigen Koloss des Dubtechno. Diese Genrebezeichnung dient jedoch nur als – unzureichendes – Hilfsmittel zur Beschreibung der Musik der beiden Briten Sean Canty und Miles Whittaker.

Aus einer Faszination für klassischen B-Movie-Horror und -Splatter entfalten sich auf den drei CDs ungeheure Klangschaften voll bedrohlich düsterer Intensität, die immer nur momentan klar treibende, gerade Beats aufweisen. Wichtiger als dies ist hier tatsächlich die Schaffung von Atmosphäre. So lässt sich das Schaffen von Demdike Stare ebenso als pur experimentell oder als Ambient bezeichnen.

Begeisternd an dieser kaum erfassbaren Fülle an Klängen ist der stete Fluss der Musik, der weitgehende Verzicht auf offenkundige Strukturen und Muster. Hieraus entfalten sich mal ambiente, mal rhythmisch akzentuierte Phasen. Die Stücke sind schwer zu fassen, durchlaufen eine fortwährende Evolution und erklingen dennoch in sich geschlossen.

Während Teil eins des Triptychons („Forest Of Evil“) als epischer Kopffilm funktioniert, ist das Centerpiece namens „Liberation Through Hearing“ eher als klassisches Album angelegt. Hier finden sich etwas strukturiertere Stücke, die aber ebenso fesseln in ihrer düsteren repetitiven Rhythmik, wobei zum Teil Rhythmik allein durch einzelne Schwingungen erzeugt wird. In diesem Teil reicht Dubtechno tatsächlich als Genrebezeichnung aus. „Voices Of Dust“, die dritte CD des „Triptych“, schließt bei beiden vorhergehenden Teilen an. Düster Pulsierendes wird vom Staub auf dem Tonkopf gedämmt.

Auch wenn hier manches etwas esoterisch angehaucht erscheinen mag, ist „Triptych“ eine begeisternde, erstaunliche Platte. Wenn rotes Rauschen von einem Herzschlag durchdrungen wird, sollte man sich nicht allein im Wald befinden, sonst könnte die Musik extreme Angstzustände auslösen. Überhaupt könnte man sich bei Demdike Stares Klangwelten wie vom bösen Blick getroffen fühlen. „Triptych“ ist ein kaum beschreibbarer Monolith aus experimenteller Klangerzeugung und -verwendung, Beats, tribalistischen Rhythmen und ambienter Bedrohlichkeit, der unter Umständen besser häppchenweise genossen werden sollte.

Oliver Bothe

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Violett via The Wire Magazine
Hashshashin Chant via The Wire Magazine

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Stream von Teil des "Triptych"

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