Rezension
Deichkind
Aufstand Im Schlaraffenland
Highlights: Papillion // E.S.D.B. // Jükjük // Prost
Genre: Electroclash // Hip Hop
Sounds Like: Moonbootica // International Pony // Jeans Team
VÖ: 19.05.2006
„Wie heißt die Band, die die Party rockt?“ Deichkind! Da braucht man nicht einmal mehr den Typ an der Bar, um das zu checken, wenn man sich den neuesten Output der Nordlichter zu Gemüte führt. Malte ist raus, weil er Phillipp´s Freundin angegraben hat ohne ihn zu bitten. Was glaubt denn der wen er vor sich hat? Das geht natürlich nicht! An seiner Stelle ist jetzt der nicht minder durchgeknallte DJ Phono am Start und Sebi ist nun endgültig zum vollwertigen Bandmitglied aufgestiegen. Zusammen geben sie mit „Aufstand Im Schlaraffenland“ den Sound vor, der sich bereits mit „Limit“ auf dem Vorgänger angedeutet hatte. Ja, wie soll man den eigentlich nennen? Deichkind sagen selbst Ghettotech dazu und so falsch ist der Begriff gar nicht.
Vorbei sind die Zeiten, in denen man geradlinige Beats an Bord hatte und mit typisch humorvollen Texten als die Speerspitze der deutschen Hip Hop Szene galt. Deichkind haben die Zeichen der Zeit erkannt und das sinkende Schiff schon längst verlassen. Zwar bringt man immer noch die entspannten Raps, doch mit Hip Hop hat das nicht mehr viel zu tun. Teilweise total abgefahrene Electronic Beats geben den Rhythmus vor. Und es ist ja so erfrischend, was hier geliefert wird! Endlich kann mal wieder so richtig abgespackt werden, ohne dass man dabei Scooter hören muss. Wir haben schon mitgekriegt, sie sind heut hippelig.
Deichkind waren schon immer anders drauf. So wie eine Panzerfaust. Diesmal schießt man aber wirklich jeden Vogel ab und das im positiven Sinn. Das fängt schon mit vollkommen überzogenem Intro an, welches gleich ins hypnotische „Voodoo“ mündet. Man kann förmlich die vier Knallchargen um das Lagerfeuer tanzen sehen. „Remmidemmi“ ist dann der Soundtrack für die sommerlichen Hauszerstörungspartys. Das Ding macht Bumm-Bumm und dann ist alles aus.
Wer jetzt noch keinen Joint angesteckt hat, braucht diesen zum Titeltrack unbedingt. Ein vielstimmiger Minimalist, der in nüchternem Zustand wohl kaum verarbeitbar ist. Gleiches gilt für die totale Psychedelic Sause im „Silberweidenpark“. Beim Gitarrenoutro meint man sogar Led Zeppelin kräftig einen durchziehen zu sehen. „Jükjük“ vertreibt dann das letzte bisschen Verstand durch einen feisten Türkenrap, der trotz aller Spachbarrieren einfach im Ohr hängen bleibt.
Genug entspannt und zurück zur Party, denn Deichkind burnen auf dem Dancefloor einfach mehr als ein Solarium. Buddy reicht in „Papillion“ mal wieder fleißig den Baccardi rum, wobei er sich einen sensationellen Battle mit der deutschen Synchronstimme der kleinen rothaarigen Göre aus „Kindergarten Cop“ liefert. Nicht minder grandios natürlich das schon länger bekannte „E.S.D.B (Electric Super Dance Band)“. Zieht euch einfach diesen Beat rein man und dann Bon Voyage! Ganz abgeschworen haben sie der rappenden Gesellschaft natürlich dennoch nicht. So bekommt man mit „Show´n´Shine“ einen amüsanten Seitenhieb auf die Gangstamentalität im Hip Hop vor den Latz geknallt und für den Partykracher „Prost“ hat man tatsächlich Das Bo aus der Versenkung hervorholen können. Macht euch also bereit für den Maximum Chill, denn Deichkind sind wieder am Start und bringen den dicken Shit. Ich hab euch Bescheid gesagt.
Diskutieren
Lesen
Rezension zu "Niveau Weshalb Warum" (2015)
Rezension zu "Befehl Von Ganz Unten" (2012)
Rezension zu "Arbeit Nervt" (2008)
Konzertbericht (2006)
Weitersagen
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!